Bei einer Familie zu klingeln und den Eltern mitzuteilen, dass ihr Kind ums Leben gekommen ist, oder gar einem Kind, dass die Eltern verstorben sind, ist eine der schwersten Aufgaben, die wir uns vorstellen können. Albi Roebke macht das beruflich.
Albi Roebke ist evangelischer Pfarrer. Sein Seelsorgeauftrag lautet, die Menschen zu begleiten und als Christ sei er dazu aufgerufen, ihnen in schweren Zeiten beizustehen. Viele Jahre unterrichtete Albi Religion an einer Berufsschule und war ehrenamtlicher Notfallseelsorger. Professionelle Notfallseelsorge gibt es seit der Zugkatastrophe von Eschede im Juni 1998, bei der 101 Menschen ums Leben kamen und 88 Menschen verletzt wurden. In dieser Zeit hat Albi seine Ausbildung zum Notfallseelsorger gemacht, um Menschen in speziellen Stressbelastungen helfen zu können.
Die Ohnmacht nehmen
Notfallseelsorge sei Traumaprävention, erklärt Albi, denn sobald ein Ereignis eintritt, dem der Mensch ohnmächtig ausgeliefert sei, werde ein Trauma dadurch verhindert, dass der Mensch wieder handlungsfähig gemacht wird. Dabei erklärt Albi den Betroffenen, was sich ereignet hat und wie es weitergehen wird. Beispielsweise wenn nach einem plötzlichen Kindstod die Polizei das Kind beschlagnahmt und zur Obduktion mitnehmen muss, um Fremdverschulden auszuschließen. Eltern nehmen die Erklärungen von Albi als neutrale Person eher an, als wenn es ein Polizist erklären würde.
"Die Todesnachricht muss raus, es ist passiert, das kann ich nicht nett verpacken."
Auch wenn die Aufgabe Albis eher bedrückend ist, erfüllt ihn seine Arbeit auf ganz besondere Weise. Denn es bliebe nicht nur bei der schlechten Nachricht, sondern er erlebe auch, wie Menschen in diesen Extremsituationen Kraft und Stärke entwickeln könnten oder wie Nachbarn und Freunde den Betroffenen helfend und tröstend zur Seite stehen würden.
"Mitten in der Katastrophe gibt es auch ganz viel Schönes, was man über Menschen lernen kann."
Das sei auch eine Erfahrung, die er in seiner Familie erlebt habe. Seine Eltern hätten ihm trotz ihrer Kriegstraumata vermittelt, dass, obwohl diese belastend seien und einen immer begleiteten, man ein erfülltes Leben haben und ein fröhlicher Mensch sein könne. "Ich habe gemerkt, dass mir bestimmte Dinge viel wertvoller werden, kleine Momente, dass meine Kinder gesund sind und leben, dass das ein Geschenk ist. Das empfinde ich als großes Glück", sagt Albi.
"Ich habe durch den Job eine ganz große Dankbarkeit gegenüber dem Leben entwickelt."
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