Vor einem Jahr hat Frankreich den Nutri-Score - die "Lebensmittelampel" - eingeführt. Das Kaufverhalten hat sich seitdem leicht verändert.
Die "Lebensmittelampel" - das ist eine Farbskala vom grünen A bis zum roten E: Grün bedeutet eher gesund, rot bedeutet eher ungesund.
Die Bewertung erfolgt auf der Grundlage der Untersuchungen von Lebensmittelchemikern, erklärt unsere Frankreich-Korrespondentin Sabine Wachs. Jedes Produkt erhält am Ende eine Gesamtnote.
Inhaltsstoffe gleichen sich gegenseitig aus
Die Lebensmittelchemiker schauen ganz genau, welche Inhaltsstoffe in einem Lebensmittel vorhanden sind. Wenn ein Produkt viel Zucker oder viel Salz enthält, wird es nicht automatisch als schlecht bewertet - es könnte ja trotzdem Ballaststoffe oder Mineralstoffe enthalten, die wiederum gesund sind.
"Das Produkt erhält am Ende eine Gesamtnote zwischen A und E. Die sagt uns, in welchem Maß das Lebensmittel der gesunden Ernährung dient."
Das System des Nutri-Score basiert auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass die Ernährung ausgewogen sein soll. Die Ampel soll uns Verbrauchern helfen und die Kaufentscheidung erleichtern. Eine detaillierte Auflistung aller Inhaltsstoffe wie auf deutschen Verpackungen scheint manche zu überfordern.
Allerdings: Die Lebensmittelampel auf den Verpackungen ist für die Hersteller in Frankreich nicht verpflichtend. Deshalb gibt es seit Einführung des Nutri-Score vor einem Jahr erst wenige Produkte, die mit der Lebensmittelampel gekennzeichnet sind, sagt Sabine Wachs.
Nutri-Score bislang vor allem auf gesunden Produkten
Wenig überraschend ist, dass bei den Produkten, die mit der Ampel versehen sind, viel Grün und Gelb zu sehen ist – es handelt sich also um eher gesunde Produkte.
"Rote oder für die Ernährung schlechte Produkte habe ich in den Supermärkten kaum gesehen."
Bislang sind es 85 Hersteller, die beim Nutri-Score mitmachen. Dabei unterscheiden sich solche, die ihre gesamte Produktpalette zertifizieren lassen, von denen, die nur auf bestimmte Verpackungen die Ampel aufdrucken lassen. Die positiven Bewertungen von A bis C finden sich vor allem auf Bio-Produkten oder Joghurts.
Die großen Lebensmittelkonzerne wie Nestle, Kellogs, Coca-Cola oder Pepsi haben sich dem Nutri-Score bislang überhaupt nicht angeschlossen. Sie haben eine eigene Kennzeichnung entwickelt, die Wissenschaftler kritisieren, weil ihnen die wissenschaftliche Grundlage fehle. Zum Beispiel berechnet Pepsi nicht den Nährwert des Gesamtprodukts, sondern nur den einer Portion.
"Manche Verbraucher verzichten komplett auf Produkte, weil sie nicht im Nutri-Score-System drin sind oder eine schlechte Note haben."
Die Bevölkerung findet den Nutri-Score zu 90 Prozent gut, wie verschiedene Studien festgestellt haben, berichtet unsere Korrespondentin Sabine Wachs. Einige Verbraucher hätten ihr Kaufverhalten durch die Lebensmittelampel umgestellt und achten auf Produkte mit einem positiven Nutri-Score-Wert.
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