Die Gästeliste des Kumpels, das Auto der Freundin – Freundschaften haben Vorteile. Nicole fokussiert sich oft auf den Nutzen in Freundschaften. Cagla fühlte sich schon öfter ausgenutzt. Wo ist die Grenze zwischen nutzen und ausnutzen?
An Freundschaften ist Nicole unter anderem wichtig, dass es eine gewisse Zuverlässigkeit gibt und beide Seiten ungefähr gleichviel investieren. In eigentlich allen ihren Freundschaften hätten beide stets auch einen Nutzen voneinander, sagt sie. So habe sie früher in der Schule häufig die Hausaufgaben in Englisch für ihren Freund erledigt, er dafür für sie die Hausaufgaben in Mathematik.
Freundschaft: Emotionale Verbindung und ein Goody
Mittlerweile studiert Nicole an der Uni. Auch hier beruhen ihre Freundschaften oft auf Gegensätzlichkeit und Gefälligkeiten, sagt sie. Gerade am Anfang einer Freundschaft müsse irgendein Goody neben einer emotionalen Verbindung bestehen. Mit ihren Freunden kann Nicole auch gut darüber reden, oft scherzen sie auch deswegen, sagt sie.
Wenn die emotionale Bindung fehle, dann könne sie zwar trotzdem mit Leuten zusammenarbeiten, das gehe dann aber eher in Richtung Teamwork.
Die Menschlichkeit und die Person sollten im Vordergrund stehen
Dass viele Menschen Freundschaften pflegen, die neben dem emotionalen Aspekt auch einen praktischen Nutzen haben, davon ist auch Cagla überzeugt. Es sei aber die Frage, ob sich die Freundschaft nur aus diesem Grund entwickelt habe, denn das Fundament der Freundschaft sollte das nicht sein.
"Ich hab Freunde, die mir in gewissen Situationen etwas bringen und ich im Gegenzug auch. Das ist aber nicht das Fundament der Freundschaft."
Cagla weiß, wie es ist, in Freundschaften auch ausgenutzt zu werden. Als Fahranfängerin habe sie schon früh ein Auto gehabt. Eine damalige Freundin habe sich dann nur bei ihr gemeldet, wenn es darum ging, Sachen zu erledigen, für die es ein Auto brauchte. Damals hat Cagla das erste Mal gemerkt, dass es auch Menschen gibt, die andere ausnutzen.
Negative Erfahrungen wie diese hätten sie sensibilisiert, was neue Freundschaften betreffe. Seitdem achte sie viel mehr darauf, dass bei Freundschaften vor allem die Menschlichkeit und die Person im Vordergrund stehen, sagt sie. Einen kleinen Nutzen hätte ihre Freundschaften dennoch von ihr: Als Ärztin stehe sie ihnen natürlich immer mit Rat und Tat zur Seite.
Es ist okay, die Vorteile in Freundschaften zu genießen
Julia Hahmann ist Soziologin und forscht zum Thema Freundschaften. Diese seien kein rationaler Vertrag wie bei einem Tauschgeschäft. Das Interesse an der ganzen Person und viel gute gemeinsame Zeit mit ihr mache eine gute Freundschaft aus, so die Soziologin.
"Das Interesse an der ganzen Person macht eine gute Freundschaft aus."
Natürlich gehöre auch ein Nutzen bei Freundschaften dazu. Schließlich gebe es immer etwas, das wir besonders toll an der anderen Person finden und das auch in Anspruch nehmen. Das sei aber ist bei echten Freundschaften nicht das Einzige, das wir mögen, so die Soziologin. Nutznießer von bestimmten Vorteilen zu sein, die Freundschaften für uns bereithalten, dürften wir auf jeden Fall, sofern dies nicht der Grund für die Freundschaft ist.
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- Nicole orientiert sich am Nutzen von Freundschaften
- Cala hat schon mal eine Freundschaft gekündigt, weil sie sich ausgenutzt gefühlt hat
- Soziologin Julia Hahmann über das gegenseitige Nutzen in Freundschaften