Noch ist die Delta-Variante vorherrschend in Deutschland. Dass sich die Omikron-Variante verbreitet, ist aber sicher. Zurzeit werden tausende Tests durchgeführt, um ein aktuelles Lagebild zu erhalten.

Von der Coronavirus-Variante Omikron haben wir erstmals vor knapp vier Wochen gehört, als Wissenschaftler sie in Südafrika entdeckt haben. Zu dem Zeitpunkt hatte sie ihren Weg um die Welt aber schon längst angetreten – und inzwischen ist sie die vorherrschende Virusvariante in vielen Ländern.

Auch in Deutschland war sie schneller angekommen als zunächst gedacht: Eine Untersuchung des Münchner Abwassers lässt den Schluss zu, dass Omikron schon ab dem 6. Dezember in der Region kursiert.

Delta überwiegt (noch)

Etwa fünf Prozent der positiven Proben würden bei uns in Deutschland inzwischen sequenziert, sagt Marcus Panning, Professor am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Die Quote habe sich im Vergleich zum letzten Jahr deutlich verbessert. Luft nach oben sei trotzdem noch da, Kapazitäten seien noch vorhanden.

Das bisherige Ergebnis: Die Delta-Variante überwiegt bei den positiven Fällen in Deutschland noch deutlich.

"Momentan kommt Omikron nur sporadisch und vereinzelt vor – deutlich weniger als Delta."
Marcus Panning, Professor am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg

"Wir befinden uns in einem absoluten Blindflug, was die Verbreitung der Omikron-Variante in Deutschland angeht", hat Ingo Arzt, Redakteur bei Zeit Online für Gesundheitsthemen, bei Deutschlandfunk Nova gesagt.

Forscher Marcus Panning sagt. "Vollkommen im Blindflug" sei Deutschland wahrscheinlich nicht. Zum einen gebe es die Vollgenom-Sequenzierungen, die etwa eine Woche dauern, so dass es – aus technischen Gründen – tatsächlich einen Verzug gibt.

Zusätzlich gebe es aber die sogenannte Varianten-PCR-Tests, mit denen sich Omikron spezifisch nachweisen lasse und die sehr viel schneller durchführbar sind. Mehrere zehntausend dieser Tests würden pro Woche gerade durchgeführt. Damit bekomme man bereits einen relativ guten und aktuellen Überblick über die Lage in Deutschland.

Die Antigen-Schnelltests seien dafür da, schnell eine mögliche Infektion nachzuweisen. Um Virusvarianten zu differenzieren, seien sie technisch nicht ausgelegt. Das sei nur im Labor nachweisbar.

Omikron als Chance?

Könnte es vielleicht sogar eine Art "Weg aus der Pandemie" sein, wenn sich Omikron auch in Deutschland als vorherrschende Variante durchsetzt? Wenn die Verläufe etwa deutlich milder ausfallen würden als bei der Delta-Variante?

Marcus Panning kann das nicht bestätigen. Omikron gehe durchaus häufig mit Fieber, Husten und einer mittelschweren Symptomatik einher. Die klinischen Studien zu Omikron seien aber noch nicht ausreichend belastbar. Außerdem sei die Situation in Südafrika, England, Dänemark oder Norwegen eine andere. Und: Bei uns in Deutschland gebe es auch einfach noch zu große Impflücken – gerade bei denen, die ein hohes Risiko für schwere Verläufe haben.

Shownotes
Virus-Mutation
Tausende Tests, um Omikron-Verbreitung zu bestimmen
vom 22. Dezember 2021
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Marcus Panning, Ärztlicher Leiter der Sektion Klinische Virusgenomik am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg