Bei einer Panikattacke löst unser Körper eine extreme Stressreaktion aus. Wie und wann sie entsteht, ist individuell. Wichtig ist: Ruhe bewahren. Dafür gibt es verschiedene Hilfestellungen, die wir bei uns selbst und anderen anwenden können.

CN: Im folgenden Text werden die Symptome und auch der Verlauf von Panikattacken thematisiert. Bitte sei achtsam, wenn du weißt, dass dich das Thema beschäftigt. Hier findest du Hilfsangebote, solltest du welche benötigen.

Eine Panikattacke kann wie aus dem Nichts entstehen. So schnell sie aufkommt, so schnell ist sie wieder vorbei. In der Regel erreicht eine Panikattacke innerhalb von wenigen Minuten ihren Höhepunkt und ist nach einer halben Stunde beendet.

Auf Social Media posten aktuell Betroffene Videos über Panikattacken. Sie möchten darüber aufklären, wie eine Panikattacke aussehen kann und für Themen der psychischen Gesundheit sensibilisieren.

Denn: Panikattacken sind individuell. Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die auftreten können. Von außen sind Panikattacken deshalb oft schwer erkennbar, sagt Angelika Erhardt. Sie leitet die Angstambulanz am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München.

Symptome einer Panikattacke

Was Panikattacken aber gemeinsame haben, ist, dass sie aus einer Kombination bestehen: Hier kommen ein stark ausgeprägtes Angstgefühl und körperliche Symptome zusammen. Zu den körperlichen Symptomen können eine innere Unruhe, erhöhter Puls, starkes Schwitzen, eine gefühlte Atemnot bis zur Hyperventilation oder ein Engegefühl in der Brust gehören.

Die Angst ist so enorm, dass Angelika Erhardt und ihre Kolleg*innen von einer Vernichtungsangst sprechen. "Es ist ein massives Angstgefühl, was auch dazu führt, dass Betroffene Angst haben, die Kontrolle über die Situation zu verlieren oder gar zu sterben", sagt sie.

Fehlalarm im Körper

Was in unserem Körper passiert, vergleicht die Oberärztin mit einer Art Fehlalarm im zentralen Nervensystem. "In diesem biologisch angelegten Schutzsystem der Angst und Furcht kommt es zu einer extremen Stressreaktion", so Angelika Erhardt. Eigentlich tritt diese Reaktion in gefährlichen Situationen auf und soll unserem Überleben dienen.

Wann es zu einer Panikattacke kommen kann, ist so individuell wie ihre Symptome. Entscheidend ist, dass die Situation, in der die Panikattacke passiert, nicht die Ursache für die Panikattacke ist, erklärt sie. Vorher haben sich viele andere Faktoren angesammelt, die dazu beitragen, dass in einer bestimmten Situation eine Panikattacke entsteht.

Mögliche Faktoren können folgende sein:

  • Erkrankungen hormoneller Art oder auch des Herzens und der Lunge
  • Langanhaltender Stress
  • Verluste
  • Persönliche Konflikte
  • Anstehende Veränderungen, die uns Angst machen
  • Medikamente
  • Drogen
"Die Situation ist nicht die Ursache, sondern der Auslöser für etwas."
Angelika Erhardt, Leiterin der Angstambulanz am Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Was helfen kann, ist mit etwas Abstand noch mal auf die Situation der Panikattacke zu blicken und mögliche Faktoren auszumachen. Das macht Angelika Erhardt auch mit ihren Patient*innen in der Angstambulanz.

Die Panikattacke geht vorbei

In der akuten Situation einer Panikattacke ist es hingegen wichtig, zu versuchen, ruhig zu bleiben, sagt sie. Sich bewusst machen: Die Panikattacke geht vorbei. Und das auch ziemlich bald. Es geht darum, den Stress, den der Körper fühlt, zu reduzieren. Das kann zum Beispiel durch ruhiges Atmen oder eine ruhige Umgebung passieren. Bei anderen kann wiederum Ablenkung in Form von Bewegung oder einem Gespräche mit anderen helfen.

Bestimmte Reize können ebenfalls eine Unterstützung sein. Wenn wir beispielsweise saure Süßigkeiten essen oder an etwas riechen, das wir unangenehm finden, kann das während einer Panikattacke wieder für mehr Klarheit bei uns sorgen. "In solchen Situationen kann das Gefühl eintreten, dass sich der eigene Körper oder die Umwelt komisch anfühlen. Solche Reize helfen dann, um sozusagen wieder eine bessere Einschätzung des Ganzen zu bekommen", sagt sie.

Bekommen wir wiederum bei anderen mit, dass sie eine Panikattacke erleben, hilft es einfach schon für sie da zu sein. Die betroffene Person zu fragen, was sie unterstützen kann und sie dadurch beruhigen, indem wir selbst ruhig bleiben.

Im Gespräch mit Lena Mempel geht Angelika Erhardt noch mehr darauf ein, wie wir Panikattacken managen können, was hilft, wenn uns Panikattacken öfter begleiten und wann eine Therapie ratsam ist. Klickt dafür oben auf den Play-Button.

Shownotes
Extremer Stress
Was wir bei einer Panikattacke machen können
vom 06. Mai 2023
Moderatorin: 
Lena Mempel
Gesprächspartnerin: 
Angelika Erhardt, Leiterin der Angstambulanz am Max-Planck-Institut für Psychiatrie