Wir sehen ein Tor, die Front eines Autos oder eines Zugs, Wolkenbilder oder einen Toast und erkennen Gesichter. Verrückt? Nein, überlebenswichtig.

Pareidolie, das Erkennen von Gesichtern in Gegenständen, hat nichts mit Halluzination zu tun, sagt Neurowissenschaftler Henning Beck. Denn eine Halluzination sieht ein einzelner Mensch, Pareidolien können mehrere Menschen gleich erkennen.

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"Ich stelle fest, immer mehr Autos schauen einen grimmig an, wenn sie überholen wollen. Das ist nicht nur der Fahrer, sondern tatsächlich die Scheinwerfer."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Unser Überleben hängt schon immer davon ab, dass wir Gesichter erkennen können und so Freund und Feind, gute oder schlechte Absichten, Trauer oder Freude erkennen können.  

Urtümlichste Funktion des Gehirns: Gesichter erkennen

Das ist eine so ureigenste Funktion im Gehirn, dass wir, sobald wir ein Muster sehen, dass wesentliche Punkte eines Gesichts enthält, sofort ein Gesicht erkennen – egal ob das Wolkenformationen, Autoscheinwerfer oder ein Toast ist. 

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Die Region im Gehirn, die für die Gesichtserkennung zuständig ist, springt sofort an.

"Es gibt eine eigene Hirnregion, die nur dafür zuständig ist, Gesichter zu erkennen. Diese Region springt schon an, wenn wir nur grobe Muster erkennen."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Der Neurowissenschaftler Kang Lee hat 2014 den Nachweis für das Phänomen "Seeing Jesus in the Toast" erbracht und ist dafür mit dem Ig Nobel 2014 ausgezeichnet worden. Er findet bei der Versuchsanordnung mit Testpersonen aber nicht nur heraus, dass wir in Mustern sofort Vertrautes, vor allem Gesichter, erkennen. 

"Das Gesichtererkennen ist ein bisschen so zwischen optischer Täuschung und Erwartungshaltung des Gehirns, dass wir einfach Dinge hineininterpretieren."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Kang Lee hat außerdem festgestellt, dass die angesprochene Hirnregion auch für Erwartungen zuständig ist. Deshalb, so folgert Kang Lee, sehen wir auch einfach Gesichter, wenn wir diese erwarten.

Mit Erwartungshaltung Welt abscannen

Henning Beck erklärt, dass unser Gehirn kein Datensammler sei, der alle Sinnesreize aufnimmt und zusammenstellt. Im Gegenteil hätten wir eine Erwartungshaltung, wir würden die Welt mit unserer Erwartungshaltung und Denkkonzepten scannen. Deshalb würden wir plötzlich in Dingen Gesichtern erkennen, obwohl sie gar nicht da sind.

Mehr zu Pareidolie bei Deutschlandfunk Nova:

  • Ig Nobel Preis: Gesichtsvision auf Toast  |   Wir sehen in einer Toastscheibe das Gesicht der Jungfrau Maria oder Löcher in einer Wand verschwimmen für uns zu einem Gesicht. Ein chinesisch-kanadisches Forscherteam um Kang Lee ist den Gesichtsvisionen auf den Grund gegangen.
Shownotes
Pareidolie
In jedem Ding steckt ein Gesicht
vom 17. November 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler