Ab dem 11. April 2019 wird in Indien ein neues Parlament gewählt - einen Monat lang. Der aktuelle Premierminister Narendra Modi hat gute Chancen, die Wahl mit seiner hindu-nationalistischen Partei BJP wieder zu gewinnen. Einziger Konkurrent: Rahul Ghandi. Ein großer Name, den nicht alle Inder positiv in Erinnerung haben.

Mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben in Indien. Mit rund 900 Millionen Wahlberechtigten ist das Land die größte Demokratie der Welt, die indische Parlamentswahl die größte weltweit. Und weil Indien so riesig ist und dort so viele Menschen leben, dauern die Parlamentswahlen dort einen ganzen Monat.

Allein, um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, an der Wahl teilzunehmen, wurde ein enormer Aufwand betrieben. Die Wahlmaschinen mussten in die Tiefen des Regenwaldes transportiert werden, auf tausend Meter hohe Berge und auf einsame Inseln, berichtet Korrespondentin Silke Diettrich. Zum Transport der digitalen Wahlmaschinen wurden neben Hubschraubern auch Kamele und Elefanten eingesetzt. "Das sieht super grotesk aus", beschreibt Silke Diettrich diesen tierischen Transport.

So richtig groß ist das Vertrauen der Wähler in die Wahlmaschinen übrigens nicht, sagt Silke Diettrich. Schon bei den letzten Wahlen wurde angezweifelt, ob bei der Auszählung der Stimmen alles korrekt abgelaufen ist. Deshalb bekommen die Wähler diesmal eine Art Quittung, wenn sie gewählt haben. Die dürfen aber nicht die Wähler behalten, sondern sie landen auch in der Wahlmaschine. Sozusagen als doppelte Sicherung.

"Die Leute sind wie bei uns bei Fußballspielen. Die haben so Fanschals von den Parteien um."
Silke Diettrich, Korrespondentin in Neu Delhi

Um Werbung für die Parteien zu machen, ziehen sogenannte Rallyes durchs Land. Viele Menschen zeigen ziemlich deutlich, welche Partei sie unterstützen und tragen Fanschals. Auch modernste Technik kommt im Wahlkampf zum Einsatz. Bei der letzten Wahl wurde der jetzige Ministerpräsident Narendra Modi als 3D-Hologram auf tausende Bühnen im Land projiziert.

"Modi stand im Süden irgendwo auf der Bühne und ist auf tausend anderen Bühnen dann auch noch als strahlendes Hologram erschienen, damit er bloß in jedem Winkel des Landes Wahlpropaganda machen kann."
Silke Diettrich, Korrespondentin in Neu Delhi

Wählermanipulation mit Laptops, Alkohol und Drogen

Bei diesen Wahlkampfveranstaltungen wird regelmäßig versucht, Wähler durch Bestechung zu manipulieren. Nach der letzten Wahl hat die Wahlkommission Bestechungsgeschenke im Wert von zig Millionen Euro festgestellt, darunter Laptops, Handys, Gold, aber auch Alkohol oder Drogen werden von Kandidaten an die Wähler verteilt, um an Stimmen zu kommen.

"Da geht man mal irgendwo vorbei, verschenkt eine Flasche Schnaps und hofft, dass dann für einen gewählt wird."
Silke Diettrich, Korrespondentin in Neu Delhi

Gewählt wird in sieben Etappen in jeweils unterschiedlichen der insgesamt 29 Bundesstaaten. In den Bundesstaaten, in denen jeweils gewählt wird, muss zwei Tage vor der Wahl der Wahlkampf eingestellt werden. Da sich die gesamte Wahl aber über einen Monat hinzieht, wird in den anderen Bundesstaaten natürlich trotzdem weiter Wahlkampf gemacht. Und der wiederum wird im Fernsehen und über die Sozialen Netzwerke verbreitet.

Aktuell gilt es als wahrscheinlich, dass Premierminister Narendra Modi eine weitere fünfjährige Amtszeit bekommen wird. Es gibt zwar mit Rahul Ghandi einen Konkurrenten, aber der wird eher als "Bubi" wahrgenommen, der noch nicht richtig viel Erfahrung im Politikbetrieb hat, sagt Silke Diettrich. Dabei ist Ghandi auch schon 48 Jahre alt und kommt aus einer Politikerdynastie. Die Meinungen über Ghandi gehen auseinander. Auf der einen Seite finden die Inder ihn gut, weil die Ghandis das Land bereits viele Jahre regiert haben. Auf der anderen Seite wird die Familie aber auch mit Korruption in Verbindung gebracht. Deshalb sind viele nicht davon überzeugt, dass Rahul Ghandi ein ernsthafter Konkurrent für Modi ist.

Shownotes
Parlamentswahl in Indien
Indiens Premier Modi hat gute Chancen auf zweite Amtszeit
vom 11. April 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Silke Diettrich, Korrespondentin in Neu Delhi, Indien