• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren
Plastikmüll

Papiertüten sind nicht besser als Plastiktüten

Plastiktüten haben keinen guten Ruf. Manche Supermärkte verkaufen sie darum nicht mehr. In Island wurden sie jüngst verboten. Die Papiertüte ist aber auch nicht die ökologisch beste Lösung, erklärt unsere Reporterin Verena von Keitz.

Papier hat ein positives Image, denn angeblich lässt es sich gut recyceln und im Meer löst es sich auch schnell auf. Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt sagt aber, dass die Produktion des Papiers ebenfalls die Umwelt belaste, denn dafür werde sehr viel Wasser und Energie benötigt. Wir sollten Mehrwegtaschen verwenden, um die Umwelt zu schonen, sagt Kotschik.

"Papiertüten benötigen ebenfalls sehr viele Ressourcen und belasten die Umwelt."
Gerhard Kotschik, Umweltbundesamt

Aus diesen Gründen sind die Einwegpapiertüten genauso schlecht für die Umwelt wie die Einmalplastiktüten, sagt unsere Reporterin Verena von Keitz. Auch Bioplastik ist nicht zu empfehlen. Tüten, die aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie Mais hergestellt wurden, sind nicht klimafreundlich. Beim Maisanbau würden nämlich Dünger, Herbizide und Pestizide eingesetzt, schreibt auch die Deutsche Umwelthilfe.

Biologisch abbaubare Tüten

Ein weiteres Missverständnis: Die sogenannten "biologisch abbaubaren" Tüten sind nicht automatisch Bioplastik und Bioplastiktüten sind nicht immer aus biologisch abbaubarem Plastik. Das Attribut "Biologisch abbaubar" sei in Kombination mit Plastiktüten meist irreführend. Auf dem Kompost oder in der Umwelt haben sie zum Beispiels nichts verloren. Selbst in Kompostierungsanlagen vieler Gemeinden werden sie wieder aussortiert, weil sie zu lange brauchen um zu verrotten.

Außerdem seien diese Tüten im Grunde auch wieder Verschwendung von aufwendig hergestelltem Material, sagt Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt. Wenn sich die Tüten auflösen würden, führe das ja zu keinem weiteren Nutzen, so Kotschik. Es wäre also im Grunde besser, sie in den Restmüll zu packen, der verbrannt wird, denn dann wird zumindest noch Strom oder Wärme daraus hergestellt.

"Selbst wenn sie sich in der industriellen Kompostierung zersetzen, dann zersetzen sie sich in der Regel zu CO2 und Wasser und führen zu überhaupt keinem Nutzen."
Gerhard Kotschik, Umweltbundesamt

Aber sind Plastiktüten überhaupt so ein Riesenproblem, im Vergleich zum ganzen Verpackungsmüll, den wir so produzieren? Kotschik sagt, am Gesamtverpackungsmüll seien sie zwar nicht der größte Anteil, aber die Plastiktüten würden häufig in der Umwelt gefunden, weil sehr leicht sind und schnell vom Wind weggetragen würden.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Plastikmüll
Papiertüten sind nicht besser als Plastiktüten
vom 02. September 2019
Moderation: 
Thilo Jahn
Autorin: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova