Zuhören statt einfach nur 'nen Euro in den Becher werfen. Der Filmemacher Nikolas Migut hat mit Strassenblues.de eine Plattform für Obdachlose gegründet, auf der sie nicht nur praktische Hilfe bekommen - sondern auch Öffentlichkeit.
Die Seite Strassenblues.de stellt Menschen vor, die auf der Straße leben - ihre Geschichten, Talente, Träume. Kurz vor Weihnachten hat Macher Nikolas Migut fünf Hamburger Obdachlose gefragt, was sie sich wünschen. Raffi zum Beispiel wünscht sich eine große Reisetasche, in der er sein weniges Hab und Gut verstauen kann. Benjamin aus Ungarn wiederum erzählt, er hätte gerne einen Job in der Küche, auf dem Bau oder im Hafen - dann könnte er sich auch wieder eine Wohnung leisten.
Das Besondere an Strassenblues ist, dass das Projekt es nicht beim Filmemachen belässt, sondern auch Menschen sucht, die die Obdachlosen aktiv unterstützen wollen. Laut Abendblatt.de hätten sich schon in den ersten 24 Stunden nach dem entsprechenden Aufruf mehrere Menschen gemeldet, die helfen wollten. Auch Initiator Nikolas Migut freut sich über die Resonanz auf sein Projekt. So habe sich etwa bereits jemand gemeldet, der für Benjamin eine Anstellung als Koch organisieren möchte.
"Eine neue Wolldecke für meinen Hund wäre schön."
Auf der Webseite von Strassenblues heißt es: Den Machern geht es darum, Lösungsansätze für Menschen auf der Straße vorzustellen, zu diskutieren und deren Umsetzung dann auch in Filmen zu begleiten. Die Idee dazu kam Nikolas Migut, als er für den NDR den Film "7 Tage unter Pennern" gemacht hat. Danach wollte er es nicht mehr nur Filme zu machen - er wollte auch etwas bewirken.
Obdachlosen eine Stimme geben
Obdachlosen eine Stimme geben und anderen Menschen zeigen, dass Wohnungslose nicht nur stinkende, alkoholisierte Typen sind - das will Strassenblues. Nikolas Migut zeigt in seinen Filmen auch die verborgenen Talente von Menschen, die auf der Straße leben: Von Günther, der singt. Oder von Rosi, die fotografiert. Oder von Alex, der dichtet. Alex zum Beispiel war acht Jahre lang ohne Wohnung, hat es jetzt aber geschafft, aus der Obdachlosigkeit herauszukommen.
Auf Strassenblues.de können Nutzer auch Geld spenden. Nikolas Miguts Erfahrung ist jedoch: Mehr als über ein paar Euro freuen sich Obdachlose oft über ein bisschen Wertschätzung - über Passanten, die kurz innehalten und nachfragen oder zuhören. Denn durch sein Projekt sei Nikolas Migut klar geworden, dass das Selbstwertgefühl Obdachloser oft stark angeknackst ist.