Aufhören, wenn es am Schönsten ist? In Berlin ist ab dem 9. Oktober ab 23 Uhr Schluss mit Party – coronabedingt. Doch was bringt eine Sperrstunde wirklich?

Bier, Wein oder Cola schmecken, die Musik ist gut und das Gespräch läuft gerade richtig an. Doch dann gehen die Lichter an und alle Ausgehhungrigen werden gemeinsam um 23 Uhr auf die Straße gespült. Der Partykiller, den es in einigen Städten in Deutschland ohnehin gibt, hat die Hauptstadt erreicht. Sein Name: Sperrstunde. Weil die Corona-Zahlen in Berlin rasant steigen, hat der Senat dort neue Maßnahmen, darunter auch die Sperrstunde, beschlossen. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, riskiert eine Strafe von bis zu 5000 Euro.

Politikwissenschaftler Lukas Hohendorf erforscht unter anderem die Wirkung von Sperrstunden.

"Die Sperrstunde ist ein sehr radikales Instrument, eins das man sich nimmt, wenn man sich nicht mehr anders zu helfen weiß."
Lukas Hohendorf, Politikwissenschaftler, zur Sperrstunde

Politiker und Politikerinnen würden sich sehr schwer damit tun, eine Sperrstunde zu beschließen, urteilt Lukas Hohendorf. Deshalb sei er über die Entscheidung aus Berlin sehr überrascht gewesen. Er bewertet Maßnahme als radikal in einem politisch liberalen Umfeld. Es sei ein Zeichen und Hinweis darauf, dass sich die Entscheiderinnen nicht mehr anders zu helfen wüssten.

Ist die Sperrstunde eine Schnapsidee?

Zusammen mit seinem Kollegen Falko Tesch hat er sich die Statistiken zu Körperverletzungen in 13 verschiedenen bayerischen Städten angeschaut – über einen Zeitraum von zehn Jahren. Das war 2018 und vor der Corona-Pandemie.

Ihre Studie hat ergeben, dass die Sperrstunde in Settings, in denen kein hohes Gewaltpotenzial herrschte, zu einer weiteren Reduktion von Gewalttaten geführt hat. "In Settings in denen es schon vorher viele Gewalttaten gegeben hatte, gab es den gegenteiligen Effekt, und es war sogar ein Anstieg zu beobachten," fasst der Politikwissenschaftler die Ergebnisse zusammen.

Wenn die Bars, Kneipen und Clubs zur Sperrzeit dichtgemacht werden, dann werden alle Menschen gleichzeitig auf die Straßen geschwemmt. Manche seien dann frustriert, weil sie nach Hause gehen müssten, manche würden nach privaten After-Partys suchen, erklärt Lukas die Folge einer Sperrstunde. Außerdem kommt es zu Lärmbelästigung, weil Menschen, die alkoholisiert und frustriert seien, häufiger schreien oder sich auch mal prügeln.

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Shownotes
Politikwissenschaftler Lukas Hohendorf
"Die Sperrstunde ist ein sehr radikales Instrument"
vom 08. Oktober 2020
Moderatorin: 
Shalin Rogall
Gesprächspartner: 
Lukas Hohendorf, Politikwissenschaftler an der Uni Bamberg