In den USA gehören sie längst zur Standardausrüstung der Polizei, nun sollen sie auch in Deutschland eingesetzt werden: Taser. Die Elektroschockpistole ist zwar ungefährlicher als eine Schusswaffe - Kritik gibt es dennoch.

Ab dem kommenden Jahr soll in Nordrhein-Westfalen (NRW) zunächst für ein Jahr der Einsatz von "Distanzelektroimpulsgeräten" getestet werden – also Elektroschockpistolen. Diese bohren bei einem Einsatz metallene Häkchen in die Haut des Beschossenen und setzen ihn unter Strom – mit 50.000 Volt.

"Der beste Effekt eines Tasers ist die Prävention."
Marcus Pindur, Deutschlandfunk-Korrespondent für Sicherheitspolitik

NRW ist nicht das erste Bundesland, das die Elektroschockpistolen testet: Hessen und Rheinland-Pfalz haben bereits alle ihre Inspektionen ausrüsten lassen, in Bayern sind Spezialeinheiten mit der Waffe ausgestattet, sagt Marcus Pindur, Deutschlandfunk-Korrespondent für Sicherheitspolitik. Die Erkenntnis der wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekte: Der Taser ist vor allem als präventive Maßnahme sinnvoll.

Zwischen Pfefferspray und Schusswaffe

Die Hälfte aller aggressiv auftretenden Personen, denen der Einsatz der Elektroschockpistole angedroht wurde, traten von ihrem Angriff zurück und ließen sich festnehmen, berichtet Marcus Pindur. Michael Marx, Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft in NRW, sagte ebenfalls, Taser seien eine gute Handlungsoption in schwierigen Lagen.

Wenn Kinder sich beispielsweise in einer Wohnung mit einem aggressiven Erwachsenen aufhalten, würde das Sondereinsatzkommando normalerweise zu Pfefferspray greifen, um die Situation zu kontrollieren. Das könnte allerdings auch die Kinder verletzen - in solchen Fällen könnte ein Taser gezielter eingesetzt werden, sagt Marcus Pindur.

Situation in den USA nicht vergleichbar

In den USA werden Taser schon lange von der Polizei eingesetzt. Doch vergleichbar ist die Situation in Deutschland nicht, sagt Marcus Pindur. Denn es gebe keine statistischen Vergleichszahlen. Amnesty International spricht von mehreren Hundert Opfern, die durch Taser-Angriffe gestorben seien. Im Gegensatz zu den USA werden in Deutschland allerdings auch Schusswaffen viel seltener eingesetzt.

Aber: Sollte es zu einem Einsatz kommen, dann ist der Taser ungefährlicher als eine Schusswaffe.

"Elektroschockpistolen dürfen bei Patienten mit Herzerkrankungen nicht eingesetzt werden. Das lässt sich in einer schwierigen Situation aber kaum überprüfen."
Marcus Pindur, Deutschlandfunk-Korrespondent für Sicherheitspolitik

In Deutschland ist es verboten, Taser bei Patienten mit Herzerkrankungen einzusetzen. Das könne man in einer eskalierenden Situation allerdings kaum überprüfen, so Marcus Pindur. Generell gilt: Taser dürfen, genauso wie Schusswaffen, nur in Einzelsituationen eingesetzt werden und das auch nur bei großer Gefahr für Leib und Leben.

Taser nur in statischen Situationen sinnvoll

Kritiker meinen: Der Einsatz von Tasern ist gefährlich und wenig sinnvoll. Denn bei einem Einsatz der Elektroschockpistole kann es zu Kammerflimmern und so zu einem Herzinfarkt kommen. Experten halten dagegen, dass dieses Risiko niedrig sei, wenn gewährleistet ist, dass die Waffe regelgerecht angewendet wird. Jede Waffe hat natürlich ein gefährliches Potenzial, sagt Marcus Pindur. Auch wenn der Taser ungefährlicher ist als eine Schusswaffe.

Außerdem ist eine Elektroschusswaffe nicht in jeder Situation praktikabel. Wenn die aggressive Person steht und sich nicht zu viel bewegt, dann kann der Taser gezielt eingesetzt werden. Sonst ist das Risiko eines Fehlschusses zu hoch.

Shownotes
Polizeigewalt
So gefährlich ist der Einsatz von Elektroschockpistolen
vom 14. Juli 2020
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Marcus Pindur, Dlf-Korrespondent für Sicherheitspolitik