Ein Smartphoneverbot für unter 14-jährige Kinder – das fordert eine Regierungsberaterin, mit Hinblick auf den Pornokonsum von Kindern. Darüber haben wir mit dem hat Journalist Carsten Binsack gesprochen. Er hat die Doku "Wenn Kinder Pornos schauen" gedreht.

Keine Smartphones für unter 14-Jährige! Das fordert Julia von Weiler. Sie ist als Internetexpertin im Fachbeirat des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung tätig und warnt davor, dass sich bereits 9- bis 11-Jährige pornografische Inhalte auf dem Smartphone anschauen. Deswegen kommt sie zu dem Schluss, Kinder unter 14 Jahren genauso vor der Smartphone-Nutzung zu schützen, wie vor Alkohol und anderen Drogen. 

Wie oft Kindern und Jugendlichen Pornografie im Netz begegnet, dazu hat Journalist Carsten Binsack die WDR-Doku "Wenn Kinder Pornos schauen" gedreht.

Ersten Porno mit neun Jahren gesehen

Fast die Hälfte der befragten 14- bis 20-Jährigen gibt in einer Studie an, schon Hardcore-Pornos gesehen zu haben. Die 14- und 15-Jährigen, die bereits Kontakt mit Internet-Pornos hatten, waren beim Erstkontakt im Durchschnitt 12,7 Jahre alt. 

Der Journalist Carsten Binsack sagt, dass er bei seiner Recherche ähnliche Beobachtungen gemacht hat. In seiner Doku spreche ein Mädchen davon, dass sie mit neun oder zehn Jahren schon solche Videos im Netz geschaut hat. Auch einen Sexualtherapeuten hat Binsack für seinen Film getroffen. Dieser habe gefordert, die Kinder müssten darauf vorbereitet werden, was ihnen im Netz alles begegnen kann.

"Der Sexualtherapeut sagt, dass man mit den Kindern darüber reden muss. Am besten bevor sie auf sowas stoßen."
Carsten Binsack, Journalist

Die Hälfte der Jugendlichen, die Pornos schauen, würden gezielt danach suchen, die anderen 50 Prozent kämen zufällig auf entsprechende Seiten, sagt Binsack in Bezug auf die genannte Studie. Über Spätfolgen könne er nichts Genaues sagen, aber die Kinder und die Jugendlichen würde in ihren sexuellen Vorlieben durch die Filme und Bilder früh geprägt und sie würden solche Dinge sehen, bevor sie sie selbst erleben, so Binsack. 

Eine Pädagogin habe ihm auch gesagt, manche Mädchen kämen zu ihr und würden fragen, ob sie denn beim ersten Mal schon Anal- und Oralverkehr haben müssten.

"Eine Sexualpädagogin sagte uns, da kämen die jungen Mädchen zu ihr und würden fragen: 'Muss ich denn beim ersten Mal schon Analverkehr machen?'"
Carsten Binsack, Journalist

Binsack hat für seinen Film auch eine Pornodarstellerin getroffen, die selbst, nach eigener Aussage, im Alter von 13 Jahren ihren ersten Gangbang-Porno gesehen hatte. Der habe sie extrem verstört. 

Der Darstellerin sei bewusst, dass Kinder und Jugendliche im Internet auf illegalen Seiten Filme von ihr sehen könnten. Sie selbst habe betont, dass sie sich für den Jugendschutz einsetze und eine Altersbegrenzung auf ihrer Seite installiert habe, sagt der Journalist.

Mehr zum Thema:

  • Für jeden Porno eine E-Mail  |   Um seinen exzessiven Pornokonsum in den Griff zu bekommen, hat sich Nikolaus Franke Hilfe bei einem Seelsorger gesucht. Der hat ihm eine Auflage gemacht.
  • Schluss mit Wichsen  |   "No-Fap" heißt so viel wie "nicht wichsen". Die Idee: Enthaltsamkeit, Verzicht auf Pornos und Selbstbefriedigung machen Männer zu glücklicheren Menschen. Vor allem, wenn sie suchtartig zu Pornos masturbieren.
  • Feministische Pornos öffentlich fördern  |   Die Berliner SPD will feministische Pornofilme fördern. Ferike Thom von den Jusos sagt: Es gehe vor allem um Gleichberechtigung und sexuelle Aufklärung.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Smartphones
Pornokonsum von Jugendlichen und Kindern
vom 15. Februar 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Carsten Binsack, Journalist