An der Technische Universität Eindhoven arbeiten nur wenige Frauen – in diesem Punkt ist die TU verglichen mit anderen Unis in den Niederlanden das Schlusslicht. Das soll anders werden, deshalb werden Bewerberinnen jetzt bevorzugt.
Vom 1. Juli an werden Bewerberinnen auf wissenschaftliche Stellen an der Technische Universität Eindhoven bevorzugt. Nur, wenn in den ersten sechs Monaten nach der Stellenausschreibung keine Frau gefunden wird, haben männliche Bewerber eine Chance. Dieses Verfahren soll 18 Monaten gelten, um den Frauenanteil an der TU zu erhöhen. Die Niederländer nennen das "positive Diskriminierung", sagt Ludger Kazmierczak, ARD-Korrespondenten für die Niederlande.
"Es geht um alle 150 wissenschaftlichen Stellen, die in den kommenden anderthalb Jahren frei werden oder neu geschaffen werden. Gerade im Bereich der Professoren steht die TU Einhoven wirklich schlecht da. Da ist sie Schlusslicht."
Die Technische Universität Eindhoven weist laut Angaben des niederländischen Professorinnen-Netzwerks den niedrigsten Anteil weiblicher Dozenteninnen auf. Lediglich 12,6 Prozent der Lehrkräfte seien weiblich. Durch die neue Einstellungspolitik soll dieses ungleiche Verhältnis so schnell wie möglich beseitigt werden – Ausnahmen will die Universität zulassen. Diverse Teams lieferten ein bessere Leistung, begründet die Universität die Maßnahme.
"Es soll Ausnahmen geben – wenn möglich nur ganz wenige, ganz herausragende Talente. Es gilt ein bisschen Ladies First."
Es sei nicht auszuschließen, dass gegen diese Art der Förderung geklagt wird, sagt Ludger Kazmierczak. Er erinnert, dass die technische Universität Delft von 2012 bis 2014 ein ähnliches Verfahren zur Frauenförderung angewendet hat.
Ambitioniertes Frauenförderungsprojekt
In einer offenen Ausschreibung hatte die TU Delft zehn weibliche Top Talent aus allen Disziplinen, zur Bewerbung aufgefordert und ihnen entsprechende Stellen in den jeweiligen Fakultäten in Aussicht gestellt. Das Verfahren und die Gründe hat der damalig Rektor der TU Delft, Karel Luyben, in einem Video-Gespräch erklärt.
Das Echo auf die Frauenförderung an der TU Eindhoven sei überwiegend positiv, sagt unser Korrespondent. Die Universitätsleitung sei angesichts möglicher juristischer Auseinandersetzungen recht entspannt.
Allerdings gäbe es zwei nicht-repräsentative Umfragen, bei denen eine Mehrheit der Befragten die Meinung zum Ausdruck bringe, dass die Maßnahme der TU Eindhoven diskriminierend sei, sagt Ludger Kazmierczak.
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