Im November 2024 will Ron DeSantis Präsident der Vereinigten Staaten werden. Bei den Republikanern gilt er als schärfster Konkurrent Donald Trumps. Einschätzungen von der Transatlantik-Expertin Cathryn Clüver Ashbrook.

"I'm running for president to lead our Great American Comeback."
Ron DeSantis, Gouverneur von Florida

An seinen Ambitionen bestanden zwar keine Zweifel, doch jetzt ist es offiziell: Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner verkündet.

"Krieger gegen den Wokismus"

DeSantis ist der "Mann der ganz, ganz klar konservativen Werte", sagt Cathryn Clüver Ashbrook, Transatlantik-Expertin der Bertelsmann Stiftung. In einem Pleiten, Pech und Pannen-Interview mit Elon Musk und David Sacks auf Twitter habe er sich gestern (24.05.2023) als "Krieger gegen den Wokismus" präsentiert, und sich für alles, was er in Florida umgesetzt hat, gefeiert.

Dass DeSantis ausgerechnet Twitter wählte, um seinen Eintritt in den Präsidentschaftswahlkampf zu verkünden, passt gut ins Bild, meint die Journalistin Annika Brockschmidt. Denn DeSantis wie Musk verbinde ihre rechtskonservative bis rechtsextreme Ideologie.

Interview mit Annika Brockschmidt, Historikerin, Autorin und Journalistin
"Ideologisch macht die Allianz DeSantis und Musk absolut Sinn. Elon Musk hat Twitter zum Vorteil von konservativen und rechten Akteuren umgebaut. Er hat sich auch zuletzt zunehmend rechts und rechtsextrem geäußert."

Die Message, die DeSantis gerne überall verbreitet, lautet: Ich bin Gouverneur und ein Gewinnertyp. Ich habe bewiesen, dass ich gewinnen kann. Vor allem über die "großen Kulturthemen", die gerade die USA bestimmen, gelingt ihm das recht gut, sagt Cathryn Clüver Ashbrook. So habe er bei seinem Kampf gegen den Disney-Konzern Erfolge für sich verbucht – Clüver Ashbrook nennt das einen "Kleinkrieg sondergleichen".

Grundkonservative Werte

DeSantis hat Bücher aus den Bibliotheken und Schulen Floridas entfernen lassen, die er für zu woke hielt. Und er stürze sich gern auf alles, was mit Gendergerechtigkeit oder Diversität zu tun hat.

"Die ganz große Nachricht von Ron DeSantis: Wir müssen zurück zu grundkonservativen, weißen Werten."
Cathryn Clüver Ashbrook, Transatlantik-Expertin der Bertelsmann Stiftung

Zurzeit liegt DeSantis in der Beliebtheitsskala der Republikaner mit 19 Prozent immer noch weit abgeschlagen hinter Donald Trump. Ob er sich bei den Vorwahlen gegen den Ex-Präsidenten wird durchsetzen können, müsse sich in den nächsten Monaten des Wahlkampfs erst noch zeigen, so die USA-Expertin.

Trump greift DeSantis öffentlich an

Donald Trump war einst Förderer von DeSantis, heute überschüttet er ihn mit Häme: Seit Wochen werden die US-Fernsehzuschauer*innen mit Schmähvideos aus dem Trump-Lager bombardiert, die Ron DeSantis politisch beschädigen und verächtlich machen sollen.

"DeSantis ist noch radikaler als Trump in vielen Dingen."
Cathryn Clüver Ashbrook, Transatlantik-Expertin der Bertelsmann Stiftung

Dabei ist DeSantis eigentlich noch radikaler als Trump, meint Cathryn Clüver Ashbrook. Im Bundesstaat Florida habe er sogar das Wahlsystem zu seinen Gunsten verändert. DeSantis habe einen anderen intellektuellen Hintergrund und eine andere Karriere als der Ex-Präsident. Ganz oft wird er als der "Trump der denkenden Wähler" beschrieben.

DeSantis, der "Trump der denkenden Wähler"

Trump allerdings schaffte es 2016 Menschen an die Wahlurnen zu bekommen, die vorher noch nie wählen waren. Das seien oft Menschen aus der unteren Mittelschicht gewesen, die vom politischen System frustriert waren und sich durch Trump angesprochen fühlten, sagt Cathryn Clüver Ashbrook.

Die republikanische Basis steht auch heute noch stark hinter Trump. Das wird es für DeSantis schwer machen. Allerdings bezeichnen sich inzwischen 49 Prozent der Amerikaner als unabhängige Wähler, so die Transatlantik-Expertin. Und wie immer gehe es im anstehenden Wahlkampf darum, die Mitte des Landes abzugreifen, die unentschlossenen Wähler.

Jugend als Pluspunkt

Ron DeSantis jedenfalls kann mit seinem Alter punkten: Er ist erst 44 und legt in die Wagschale, wie jung und dynamisch er noch ist. Das ist ein Vorteil gegenüber Trump – und gegenüber Joe Biden.

Auch durch das Twitter-Interview mit Elon Musk habe DeSantis zeigen wollen, dass er der Mann für die nächste Generation ist und dass er die neue Medienlandschaft versteht, so Cathryn Clüver Ashbrook. Dass es dann allerdings 25 Minuten lang nur technische Pannen gab, war nicht unbedingt die beste Werbung.

Shownotes
Präsidentschaftskandidatur der Republikaner
"Noch radikaler": Kann DeSantis Trump gefährlich werden?
vom 25. Mai 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Cathryn Clüver Ashbrook, Transatlantik-Expertin der Bertelsmann Stiftung