Die Mieten bei WG-Zimmern steigen im Herbst deutlich im Vergleich zum Vorjahr. Für Studierende kann das ab dem Wintersemester zum Problem werden. Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie und die steigenden Energiepreise sind wohl Ursachen dafür.

Die Suche nach WG-Zimmern gestaltet sich generell schwierig, weil besonders zu Semesterbeginn die Nachfrage sehr hoch ist. Hinzu kommt in diesem Jahr, dass die Mieten deutlich höher sind als im vergangenen Jahr. Mit durchschnittlich 435 Euro pro Monat zahlen Studierende für ein übliches WG-Zimmer 44 Euro mehr pro Monat als noch vor einem Jahr. Das war das Ergebnis einer neu erschienenen Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts (MMI). Das ist viel Geld, das vielen Studierenden nicht zur Verfügung steht.

Die Steigerung der Mietkosten war prozentual gesehen besonders hoch in Hochschulstädten wie Erfurt, Lüneburg, Erlangen, Düsseldorf, Freiburg und Bonn. München hat zudem mit einem Mietanstieg von 80 Euro die 700- Euro-Marke erreicht.

Steigerung der Nebenkosten wird durch Mieterhöhung antizipiert

Für die Untersuchung hat die das MMI mit dem Immobilienportal "WG-Gesucht.de" kooperiert. Dafür wurden Zimmerangebote für die zweite Augusthälfte in 95 Hochschulstädten mit mindestens 5000 Studierenden ausgewertet. "Spitzenreiter ist natürlich München. Da kostet ein durchschnittliches WG-Zimmer 700 Euro. Und wir haben auch so Städte wie Erfurt – da sind beispielsweise die Preise von 275 auf 335 Euro gestiegen", sagt Stefan Brauckmann vom MMI.

"Es hat uns schon überrascht, dass wir diese massiven Steigerungen jetzt schon sehen und das macht uns natürlich auch ein bisschen Sorge, was dann im nächsten Semester passieren wird."
Stefan Brauckmann, Moses-Mendelssohn-Institut

Grund für die erhöhten Mietpreise sind corona-bedingte Nachholeffekte: Durch Umzüge, die aufgrund der Pandemie verschoben wurden und Studierende, die ihr Studium verlängern, sei der Bedarf für WG-Zimmer noch weiter angestiegen.

Zudem erwarten die Vermieter die angekündigten hohen Nachzahlungen für die gestiegenen Energiekosten und scheinen diese schon jetzt über die Mieteinnahmen zum Teil kompensieren zu wollen.

Experten hatten eigentlich erst im März und April des kommenden Jahres mit einem Anstieg aufgrund erhöhter Energiekosten gerechnet.

"Das heißt, dass viele Vermieter und WGs jetzt schon kalkulieren, dass sie in Zukunft deutlich höhere Energiekosten haben werden und jetzt schon bei neuen Verträgen einen gewissen Puffer mit einbauen."
Stefan Brauckmann, Moses-Mendelssohn-Institut

Aber auch langfristig zeigt sich eine deutlicher Anstieg bei den Mieten: In Berlin haben sich beispielsweise die Mieten für WG-Zimmer laut der MMI-Analyse von

  • 335 Euro im Jahr 2013 auf
  • 495 Euro in 2021 auf
  • 550 Euro in 2022 erhöht.

Das entspricht einer Steigerung von 64 Prozent.

Eine kleine finanzielle Unterstützug haben Studierende bereits erhalten: Für diejenigen, die Bafög beziehen, gab es im Frühjahr innerhalb des zweiten Entlastungspakets schon eine Einmalhilfe in Höhe von 230 Euro. In diesen Herbst sollen alle Studierende weitere 200 Euro erhalten. Auch die Bafög-Sätze sind in diesem Jahr um knapp 10 Prozent erhöht worden.

Wohnkostenpauschale immer noch zu niedrig

Doch all diese Hilfen reichen noch nicht aus, sagt der Generalsekretär des Deutschen Studierendenwerks, Matthias Anbuhl. Eines seiner Argumente: Die Wohnkostenpauschale, die im Rahmen des Bafögs angehoben wurde, liegt in über 59 Hochschulstädten noch unter dem, was Studierende eigentlich benötigen. Ein Grund dafür ist auch, dass die Bafög-Bedarfssätze unter der Inflationsrate liegen.

Ob die Landes- und Bundesregierungen künftig zu mehr finanzieller Unterstützung bereit sind, ist noch offen. Dass die gestiegenen Mieten Studierende und Auszubildende auch in Zukunft stark belasten, liegt auf der Hand, da die Preise wohl auch in den kommenden Jahren auf einem hohen Niveau verharren oder sogar noch steigen werden.

Shownotes
Preisanstieg
Durchschnittlich 11 Prozent mehr Miete für ein WG-Zimmer
vom 13. September 2022
Moderation: 
Paulus Müller und Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Gregor Lischka, Deutschlandfunk Nova