Wie geht es eigentlich Deniz Yücel im Gefängnis in der Türkei? Am Welttag der Pressefreiheit ist der Türkei-Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt" seit genau 79 Tagen in Haft. Ihm werden Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen. Dabei hat er ganz offensichtlich nur eines gemacht: Seinen Job als Journalist.
Ulf Poschardt, Chefredakteur der Tageszeitung "Die Welt", ist Deniz Yücels Chef und hat täglichen Kontakt zu dessen Anwälten und Familie. Den Umständen entsprechend gehe es Deniz Yücel okay. Aber die Umstände seien katastrophal. Yücel sei in Einzelhaft, was für ihn einer Folter gleich komme. Trotzdem bleibe er unverzagt.
"Es tut uns unglaublich weh, dass unserem Kollegen so etwas widerfährt, einfach nur, weil er seinen Job gemacht hat."
Poschardt berichtet, Yücel versuche so gut wie möglich fit zu bleiben, zu lesen, Dinge vorzubereiten. Aber Einzelhaft in der Türkei heiße eben auch, viel an die Wand zu starren.
Deutschland fordert konsularische Betreuung
Deniz Yücel hat einen deutschen Pass. Deshalb fordert Deutschland vom türkischen Premier Binali Yildirim, dass Mitglieder der Botschaft ihn besuchen dürfen. Das ist bislang von der Türkei nur einmal erlaubt worden. Die deutsche Regierung insistiert aber weiter.
"Meinen persönlichen Brief hat Erdogan nicht zur Kenntnis genommen. Aber es gab großes Echo in den türkischen Medien: Mit Häme und Spott haben viele reagiert."
Welt-Chef Ulf Poschardt will weiter beratend auf allen Ebenen für Yücel da sein und dafür sorgen, dass in der Öffentlichkeit weiter über den Fall gesprochen wird. Vor allem will Poschardt persönlich weiter Kontakte in der Bundesregierung suchen - eine ungewöhnliche Position für einen Chefredakteur, sich um Allianzen mit Politikern zu bemühen.
"Hinter den Kulissen wird sehr viel von der Bundesregierung für Deniz getan. Ich glaube, die Türkei wird in eine Situation kommen, wo sie deutsche Hilfe braucht und dann gibt’s vielleicht eine Option ihn herauszuholen."
"Auf die Presse" - Konzert für Journalisten in Haft
Die Intitiative #FreeDeniz veranstaltet am Tag der Pressefreiheit ein Solidaritätskonzert für Deniz Yücel und andere inhaftierte Journalisten am Brandenburger Tor. Mit dabei: Die Sterne, Antilopen Gang, Peter Licht, Notwist, Andreas Dorau und viele andere.