Wir alle schieben mal was auf – weil wir keinen Bock haben, weil wir im Stress sind, weil wir nicht alles immer perfekt pünktlich hinbekommen. Das ist auch völlig okay. Aber irgendwann dann eben nicht mehr. Dann spricht man von Prokrastination.

Problematisch wird es…

  • wenn man sich aufgrund des Aufschiebens unwohl fühlt
  • wenn Betroffene darunter leiden, dass sie wichtige Dinge immer bis zur letzten Minute aufschieben und es dann trotzdem nicht schaffen
  • wenn das Aufschieben zur Gewohnheit wird
  • wenn das Aufschieben zu Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen führt

Prokrastination ist meist ein Zeichen für etwas ganz Anderes – und genau da lohnt es sich wieder, achtsam hinzusehen.

Was ist die Ursache fürs Aufschieben?

Diane nennt ein Beispiel: Wir studieren Jura – einzig und allein deshalb, weil wir aus einer Familie von Juristen kommen. Wir pauken also Gesetzestexte, obwohl wir das gar nicht wollen.

"Dabei ist das eigentliche Problem, dass wir eigentlich Puppenspieler werden wollen und nur Jura studieren, weil wir es sollen. Und das schieben wir ständig vor uns her."
Diane

Und so machen wir alles nur noch schlimmer mit dem Aufschieben. Lerntheoretisch geht es dabei um ein Kurzfristig-Langfristig-Problem, erklärt Main Huong:

  • Kurzfristig führt Aufschieben zu positiven Ergebnissen: Wir entspannen uns, weil wie die unangenehme Aufgabe – etwa fürs Jurastudium pauken – nicht erledigen müssen.
  • Langfristig folgen dann aber negative Gefühle und Zustände wie Stress, Selbstabwertung, schlechte Stimmung und ein schlechtes Gewissen.

Gedanken achtsam umformulieren

Achtsamkeit hilft: Wir können zunächst einmal unsere Gedanken achtsam beobachten.

Ein "Ich bin hilflos, ich weiß nicht, wie ich diese Aufgabe angehen soll, ich habe so etwas noch nie gemacht" können wir zum Beispiel versuchen, umzuformulieren: "Ich habe das zwar noch nie gemacht, aber ich werde das schon schaffen und ich kann mir Hilfe suchen" klingt schon viel besser.

"Die langfristigen Folgen von Prokrastination sind: Stress, Selbstabwertung, schlechte Stimmung, schlechtes Gewissen."
Main Huong

Wenn wir einen sehr hohen Anspruch an uns selbst haben und denken, wir müssten alles nahezu perfekt machen, dann kann das auch dafür sorgen, dass wir Dinge am Ende gar nicht machen.

Wie wir mit unseren Gedanken arbeiten können und was die Studienlage zur Aufschieberitis hergibt, besprechen wir in dieser Folge Achtsam.

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Ihr habt Anregungen, Ideen, Themenwünsche? Dann schreibt uns gern unter achtsam@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Prokrastination
Achtsam gegen Aufschieberitis
vom 12. Oktober 2023
Moderation: 
Main Huong Nguyen und Diane Hielscher
    Quellen aus der Folge:
  • Rad, H. S., Samadi, S., Sirois, F. M., & Goodarzi, H. (2023). Mindfulness intervention for academic procrastination: A randomized control trial. Learning and Individual Differences, 101, 102244.
  • Schutte, N. S., & del Pozo de Bolger, A. (2020). Greater mindfulness is linked to less procrastination. International Journal of Applied Positive Psychology, 5, 1-12.
  • Höcker, A., Engberding, M., & Rist, F. (2021). Heute fange ich wirklich an!: Prokrastination und Aufschieben überwinden-ein Ratgeber. Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.