Der Libanon kann sich nicht auf einen neuen Staatspräsidenten einigen - um das oberste Staatsoberhaupt geht es dabei aber nur am Rande.
Seit einem halben Jahr sucht Libanon einen neuen Präsidenten. Heute steht der 16. Wahlgang an, 15 sind schon gescheitert, weil die Parlamentarier sich gegenseitig blockieren.
Religiöser Proportz
Was der neue Präsident des Libanons mitbringen muss? Er müsste maronitischer Christ sein, erklärt unser Korrespondent Björn Blaschke. Im Libanon gilt ein religiöses Proporz-System. Ein maronitischer Christ wird Staatspräsident, ein sunnitischer Muslim Regierungschef und ein schiitischer Muslim Parlamentspräsident. Beim Staatspräsidenten handelt es sich ganz ähnlich wie in Deutschland um ein repräsentatives politisches Amt.
"Man müsste eigentlich eine Annäherung zwischen Iran und Saudi-Arabien herbeiführen, um einen Präsidenten im Libanon zu finden."
Um das Amt des Präsidenten geht es daher beim jetzigen Streit nur am Rande. Viel wichtiger ist die Syrien-Politik, die das Parlamenent spaltet. Auf der einen Seite steht ein Block, der sich rund um die Hisbollah gebildet hat. Er schlägt sich im Syrienkonflikt auf die Seite von Baschar Al-Assad, sagt Björn Blaschke. Und auf der anderen Seite des politischen Spektrums gibt es eine Gruppe, die sich rund um den Hariri-Clan gruppiert – sunnitische Muslime, die schon zwei Regierungschefs gestellt haben und sich gegen die syrische Regierung wenden.
Und wem das noch nicht kompliziert genug ist - es gibt noch eine Ebene darüber. Die Pro-Assad-Gruppierungen werden eher vom Iran hofiert und die Hariris eher von Saudi-Arabien. Die oppositionellen Kräfte im Libanon sind also so etwas wie Proxys für die großen Regionalmächte. Und schon immer gilt: Alle Probleme, die es im Nahen Osten gibt, kulminieren im Libanon.