Vor 32 Jahren ereignete sich die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Der Fallout reichte bis weit nach Westeuropa. Noch heute strahlen Pilze in Bayern, warnt das Bundesamt für Strahlenschutz.
Besonders stark belastet mit radioaktiven Elementen ist der Maronenröhrling, sagt die Mykologin Meike Piepenbring. Das ist eine Pilzart, die Cäsium-137 ansammelt. Bei dem Reaktorunfall Tschernobyl vor 32 Jahren wurde dieses Cäsium in großen Mengen freigesetzt. Auch die Semmelstoppelpilze sind stark belastet.
Es werden Werte von über 400 Becquerel pro Kilogramm Frischgewicht gemessen. Zur Einordnung: Das ist nicht akut gesundheitsgefährdend. Und weil gesammelte Pilze sowieso nicht kommerziell vertrieben werden dürfen, wird bezüglich der Radioaktivität auch nicht kontrolliert.
Pilzesammler müssen sich über die belasteten Pilze selbst informieren - zum Beispiel auf der Seite des Bundesamts für Strahlenschutz. In der Regel sind der Verzehr von kleine Mengen an verstrahlten Pilzen nicht gesundheitsgefährdend.
"Grundsätzlich sollte man nicht mehr als 250 Gramm Pilze pro Woche essen, denn die können nicht nur radioaktive Schwermetalle ansammeln, sondern auch Blei, Quecksilber und Cadmium. Deshalb sollte man nicht zu viele Pilze aus dem Wald essen."
Was dagegen kontrolliert wird, sind Wildschweine, die sich auch von Pilzen ernähren. Tatsächlich kommt es vor, sagt Meike Piepenbring, dass Schweine nicht zum Verzehr freigegeben werden, weil sie zu stark radioaktiv belastet sind.
Wie Pilze radioaktive Stoffe aufnehmen
Pilze wachsen im Boden und bilden dort Hyphen, mikroskopisch feine Fäden. Dort versorgen sie sich mit Wasser und Mineralien wie Kalium. Das Cäsium hat ähnliche Eigenschaften wie das Kalium. Es ist beispielsweise ähnlich groß und geladen. Deshalb nimmt der Pilz es ebenso auf. Alle Pilze nehmen so auch radioaktive Stoffe auf.
Manche Pilze enthalten Substanzen, an denen das Cäsium festklebt, erklärt Meike Piepenbring. Dadurch wird in dem Furchtkörper immer mehr Cäsium angesammelt, sodass sie besonders radioaktiv werden.
Wind wehte Fallout nach Süddeutschland
Weil zum Zeitpunkt der Reaktorkatastrophe der Wind über die Ukraine nach West- bis Südeuropa wehte, war besonders Süddeutschland betroffen. Hinzu kam, dass es besonders häufig ergiebig regnete, als sich noch eine hohe Konzentration an radioaktiven Stoffen in der Atmosphäre befanden. Dadurch sind besonders Bayern und Baden-Württemberg von der Radioaktivität betroffen worden.
Unbedenkliche Pilze
Unbedenklich sind Riesenschirmlinge, Stockschwämmchen, echter Reizger oder flockenstieliger Hexenröhrling. Allerdings warnt die Pilzkundlerin, dass man nicht zu viele Pilze essen sollte, denn sie sind noch mit anderen Schwermetallen außer den radioaktiven belastet. In der Regel sollten es pro Woche nicht mehr als 250 Gramm sein.
- Umweltjournalist Werner Eckert: "Man kann die Radioaktivität auch in Orangen finden" | Vor sieben Jahren kam es in Fukushima zur Kernschmelze. Der Reaktorunfall hat Spuren hinterlassen. So haben Forscher jetzt in kalifornischem Rotwein radioaktives Cäsium 137 nachgewiesen.
- In die Pilze gehen: Vorsichtig wählen - und nur für den Eigenbedarf | Bevor ihr in den Wald stürmt und Pilze sammelt, solltet ihr wissen, was ihr da nach Hause tragt. Und auch, wie ihr richtig erntet.
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