In der neusten Weltrangliste der Pressefreiheit hat sich Deutschland etwas verschlechtert. Spitzenreiter sind Norwegen, Irland und Dänemark. Russland fällt weit zurück. So gut wie keine Pressefreiheit gibt es in China und Nordkorea.

Der 3. Mai ist der Internationale Tag der Pressefreiheit – diese sei das Fundament von Demokratie und Gerechtigkeit, betonte UN-Generalsekretär António Guterres in einer Videobotschaft. Doch der 3. Mai ist offenbar nötiger denn je, denn die Pressefreiheit ist bedroht. Die Lage sei so instabil wie seit Langem nicht, sagt die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" in ihrem neusten Bericht.

Raus aus den Top 20

Für Deutschland ging es im Ranking der unabhängigen Organisation um fünf Plätze nach unten, von Platz 16 im Jahr davor auf Platz 21.

Journalistinnen und Journalisten in Deutschland stehen stärker unter Druck als noch letztes Jahr, heißt es zur Begründung. Die Gewalt hat zugenommen: Mehr als 100 körperliche Angriffe auf Medienschaffende wurden gezählt, die meisten gab es in Sachsen. Im Jahr davor waren es noch 80 Angriffe.

"Mehr als 100 körperliche Angriffe auf Medienschaffende wurden in Deutschland gezählt, die meisten gab es in Sachsen."
Peter Neuhaus, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten

Zu den Angriffen kam es vor allem, wenn Journalisten mit den Themen Verschwörungsideologien, Antisemitismus oder Rechtsextremismus zu tun hatten. Außerdem haben Medienschaffende mehr Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit erlebt, steht in dem Bericht – besonders, wenn sie über genau diese Themen berichtet haben.

Andere Länder haben Deutschland überholt

Wenn man eine gute Nachricht erkennen will: Deutschland ist gar nicht so viel schlechter geworden, die Gesamtpunktzahl (81,91) ist nur geringfügig zurückgegangen.

Gleichzeitig sind aber eben andere Länder besser geworden und deshalb im Ranking an Deutschland vorbeigezogen – zum Beispiel Lettland, Luxemburg und die Slowakei. Noch hinter Deutschland landen Frankreich (Platz 24), Großbritannien (26), Australien (27), Österreich (29), Belgien (31), Spanien (36) oder Italien (41). Die USA landen auf Platz 45 und rutschen um drei Plätze ab.

Weltkarte der Pressefreiheit 2023
© Reporter ohne Grenzen

Dauer-Titelverteidiger Norwegen

Bereits zum siebten Mal in Folge steht Norwegen an der Spitze des Rankings. Sehr gut sieht es mit der Pressefreiheit auch in Irland aus, das sich vom sechsten auf den zweiten Platz verbessert hat. "Reporter ohne Grenzen" lobte hier ein neues Gesetz, das Journalistinnen und Journalisten besser vor unbegründeten Verleumdungsklagen schützt, zudem ist die Medienlandschaft in Irland vielfältiger geworden. Auf dem dritten Platz landete Dänemark.

"Die Schlusslichter sind Vietnam, China und Nordkorea. In keinem anderen Land, sagt 'Reporter ohne Grenzen', sitzen derzeit so viele Journalist*innen im Gefängnis wie in China."
Peter Neuhaus, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten

Schlusslicht des Rankings auf Platz 180 bleibt Nordkorea. Nur unwesentlich davor – und um weitere vier Plätze abgerutscht – ist China auf Platz 179: In keinem anderen Land der Welt sitzen derzeit so viele Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, sagt Reporter ohne Grenzen. Davor landen Vietnam auf Platz 178 (ebenfalls um vier Plätze abgerutscht), Iran, Turkmenistan, Syrien und Eritrea.

Absturz für Türkei und Russland

Der Index stuft die Länder in insgesamt fünf Kategorien ein. Abgerutscht in die schlechteste Kategorie "sehr ernste Lage" ist auch die Türkei – um 16 Plätze auf Rang 165. Auch hier ist laut der Journalist*innen-Organisation der Grund, dass viele Medienschaffende im Gefängnis gelandet sind.

Auch Russland ist weiter zurückgefallen – um neun Plätze auf Rang 164. Die Begründung: Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurden fast alle unabhängigen Medien verboten, blockiert oder als sogenannte ausländische Agenten eingestuft. Und für die Verbreitung von angeblichen Falschnachrichten über die russischen Streitkräfte drohen Medienschaffenden bis zu 15 Jahre Haft.

Shownotes
"Reporter ohne Grenzen"
Pressefreiheit in Deutschland geht etwas zurück
vom 03. Mai 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Peter Neuhaus, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten