Wenn Geräte wie Fernseher immer stromsparender, andererseits aber größer werden oder mehr gekauft wird, ist nicht viel gewonnen. Viele Beispiele zeigen, dass nicht so viel Energie gespart wird, wie möglich wäre.

Die einen kaufen sich einen neuen Fernseher: Pro Quadratzentimeter Bildschirmfläche ist der Stromverbrauch gegenüber früher gesunken. Ist
der neue Fernseher aber dreimal so groß, wird unterm Strich kein Strom gespart.

Andere lassen sich auf dem Dach eine Fotovoltaik-Anlage installieren – und heizen mit diesem Strom unter anderem ihren eigenen Whirlpool auf, der im Freien steht.

Wieder andere verzichten auf Fleisch und sorgen so dafür, dass weniger Ressourcen für die Lebensmittelproduktion verbraucht werden. Gleichzeitig kaufen sich ein Elektroauto und laden das womöglich sogar mit Ökostrom. Das Auto wiegt drei Tonnen, ist doppelt so schwer wie das alte und braucht viel Energie.

Moralische Selbstlegitimierung

Solche Phänomene nennt man Rebound-Effekte. Sie treten immer dann auf, wenn Produkte oder Prozesse effizienter geworden sind, diese (Energie-)Einsparpotenziale aber nicht oder nur teilweise verwirklicht werden – zum Beispiel, indem Konsument*innen

  • ein Produkt intensiver nutzen (mehr Auto fahren als vorher),
  • mehr oder größere Produkte dieser Art gekauft werden (mehr Beleuchtung als früher, denn die Lampen sind ja so effizient),
  • ihre finanziellen Einsparungen an anderer Stelle wieder ausgeben.

In der Theorie der Rebound-Effekte wird auch von "moralischer Selbstlegitimierung" gesprochen: Weil wir an einer Stelle etwas Gutes gemacht haben, sind wir – so der persönliche Eindruck – berechtigt, an anderer Stelle weniger gut (für die Umwelt, das Klima, die Gesellschaft) zu handeln.

Rebound-Effekte gibt es auch in anderen Bereichen: Zum Beispiel fahren manche Menschen riskanter, wenn sie einen Fahrradhelm tragen – in der Annahme, sie seien insgesamt ja sicherer unterwegs.

Politik kann auf Rebound-Effekte reagieren

Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass Rebound-Effekte etwa beim Heizen und Autofahren zwischen 10 und 30 Prozent erreichen können. Heißt: Die Einsparmaßnahmen betragen zwischen 10 und 30 Prozent weniger, als technisch möglich wäre.

Um die Rebound-Effekte bei politischen Maßnahmen zu berücksichtigen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Beträgt der Rebound-Effekt zum Beispiel 20 Prozent, können die Zielvorgaben um 20 Prozent strenger formuliert werden, als eigentlich vorgesehen.

Eine weitere Option: Absolute Obergrenzen festlegen. Wenn etwa nur noch eine bestimmte Menge CO2 ausgestoßen werden darf, können sich die Verbraucherinnen und Verbraucher aussuchen, in welchem Bereich sie diese reduzieren.

Shownotes
Rebound-Effekt
Warum wir trotz steigender Effizienz nicht mehr Energie einsparen
vom 21. Oktober 2022
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Gregor Lischka, Deutschlandfunk-Nova-Reporter