In Deutschland und anderen Ländern brennen die Wälder - vor allem die Monokulturen, die zum Beispiel fast ausschließlich aus Kiefern bestehen. Mischwälder brennen weniger leicht, sie soll es in Zukunft wieder mehr geben. Ein Problem: Wildtiere fressen die jungen Bäume.

Um sich den veränderten Klimabedingungen anzupassen, müssen die Wälder in Deutschland umgebaut werden. Mischwälder gelten als gute Option. Sie sind nicht nur resistenter gegen Trockenheit und Schädlinge, sie brennen auch weniger leicht als Monokulturen und Plantagen.

Die neuen kleinen Bäumchen werden aber oft von Rehen angeknabbert. Der Schaden ist ziemlich groß. "Etwa 50 bis 60 Prozent der Baumarten gingen durch diesen Wildverbiss verloren, belegt eine Studie des Max-Plank-Instituts für Biogeochemie.

Torsten Reinwald, Deutscher Jagdverband, im Gespräch mit Deutschlandfunk-Nova-Moderator Till Haase über die Frage, wie junge Bäume vor dem Abfressen durch Wild geschützt werden können. Abschießen ist aus seiner Sicht nicht die Lösung.
"Wildtiere sind Bio-Ingenieure."

Rehe haben oft keine andere Wahl als junge Bäume anzuknabbern, da ihnen häufig Alternativen fehlen. Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband fordert daher, zum Beispiel mehr Pappeln und Birken im Wald zu belassen. Diese Weichholz-Bäume seien als Nahrung bei Wildtieren beliebt.

Auch könnten spezielle Schutzräume eine Möglichkeit sein, Wild aus den Teilen fernzuhalten, wo neue Bäume gepflanzt werden. In diesen Schutzräumen müsste aber gewährleistet sein, dass sie fortwirtschaftlich komplett ungenutzt sind und am besten gar nicht betreten werden.

Mehr Tiere abschießen

Ein anderer Vorschlag kommt vom Ökologischen Jagdverein NRW: Wenn zum Beispiel Rehe mehr bejagt werden, würden junge Pflanzen besser vor dem Abfressen geschützt, weil es dann einfacher weniger Wildtiere gibt.

Doch das birgt neue Probleme: Denn dort, wo viel gejagt wird, sind Rehe und Hirsche scheu, sagt Ilse Stroch, Leiterin des Lehrstuhls für Wildtierökologie und Wildtiermanagement an der Uni Freiburg. Sie vermeiden dann deckungsarme Gegenden wie Lichtungen und Felder und bleiben im Wald - wo es außer jungen Bäumen wenig zu fressen gibt.

"Der Verbiss sorgt stellenweise für große finanzielle Schäden und blockiert den Waldumbau."
Vanessa Reske, Deutschlandfunk Nova

Hinzu kommt: Den Wildbestand stark zu reduzieren, hat langfristig Auswirkungen auf das Ökosystem des Waldes. Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband sagt: Wild braucht Wald. Umgekehrt gilt das aber genauso: Ein Wald braucht das Wild.

Hinweise auf die Auswirkungen auf das Ökosystem im Wald gibt es bereits aus den USA. Eine verminderte Anzahl von Rehen führte zu weniger Insekten.

Mehr Personal

Statt mehr Tiere zu schießen, sollten die jungen Bäume besser geschützt werden, sagt Torsten Reinwald, zum Beispiel durch Zäune. Dafür braucht es aber Personal. Laut der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt fehlen bundesweit rund 11.000 ausgebildete Forstarbeiter.

Dieser Artikel stammt ursprünglich vom 14. Dezember 2021 und wurde am 28. Juli 2022 um neue Informationen aus dem im Text verlinkten Interview mit Torsten Reinwald vom Deutscher Jagdverband ergänzt.

Shownotes
Zukunft des Waldes
Wälder gegen Waldbrand schützen - ein Problem sind Rehe
vom 14. Dezember 2021
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Vanessa Reske, Deutschlandfunk Nova