Fast jeder vierte US-Amerikaner hatte 2018 keinen Sex. Besonders betroffen sind die Unter-30-Jährigen. Für ihr Nicht-Sexleben gibt es mehrere Gründe, sagt unsere Reporterin.
Wie oft haben die anderen Sex? Das interessiert uns ja immer wieder brennend. Aktuell gibt es neue Zahlen aus den USA, die für Erstaunen sorgen: Nach einer neuen Studie des General Social Survey - einem Programm, das regelmäßig Bevölkerungsdaten erhebt - hat fast ein Viertel der befragten erwachsenen Amerikaner angegeben, dass sie 2018 keinen Sex hatten: nämlich 23 Prozent. 1989 waren das noch 19 Prozent.
"Bei den 18- bis 29-Jährigen ist die Zahl derer, die ein Jahr lang keinen Sex hatten, in den letzten zehn Jahren ziemlich angestiegen."
Inzwischen gibt es mehr US-Amerikaner, die älter als 60 Jahre sind. Etwa die Hälfte von ihnen gibt an, im vergangenen Jahr keinen Sex gehabt zu haben. Doch allein damit lässt sich der Anstieg der Zahlen nicht erklären, sagt unsere Reporterin Verena von Keitz. Denn es gab einen zusätzlichen Anstieg bei den Unter-30-Jährigen Erwachsenen, die keinen Sex hatten.
Männer öfter betroffen als Frauen
Männer hatten dabei noch öfter keinen Sex als Frauen: Bei den jungen Männern hat sich der Anteil der Sexlosen fast verdreifacht, auf 28 Prozent - bei jungen Frauen hingegen nur verdoppelt, da sind es 18 Prozent, die keinen Sex hatten.
Jean Twenge, Psychologie-Professorin an der San Diego State University, hat eine mögliche Erklärung für diese Zahlen. Sie sagt, dass es möglicherweise mit der gestiegenen Arbeitslosigkeit bei jungen Männern zu tun haben könnte. Denn wer arbeitslos ist, lebe seltener in einer stabilen Partnerschaft. Und eine feste Partnerschaft erhöhe die Chancen auf Sex.
"Außerdem leben immer mehr junge Männer noch zuhause - nämlich ein Drittel der 18- bis 35-Jährigen. Auch das könnte dazu beitragen, dass im Bett nichts läuft."
Dass immer mehr Männer unter 35 noch zu Hause wohnen, könnte ein weiterer Grund dafür sein, dass sie keinen Sex haben, so die Psychologin. Dazu komme noch, dass viele abends mit Games oder Social Media beschäftigt sind, statt vor die Tür zu gehen.
Kein Sex vor der Ehe
In vielen US-Bundesstaaten bekommen die Jugendlichen in der Schule beigebracht, dass Sex vor der Ehe schadet, sagt Verena von Keitz. Dennoch sind Pornos im Netz quasi allgegenwärtig.
Der Sexualtherapeut Christoph Joseph Ahlers sagte in einem Interview mit der Zeit, dass Pornos Mädchen und Jungs, die noch keine eigenen sexuellen Erfahrungen machen konnten, stark unter Druck setzen können. Das führe möglicherweise dazu, dass sie sich sexuell eher zurückhalten. Auch das könnte also ein Grund für die Zahlen aus der Studie sein, meint Verena von Keitz.
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