Die junge und hübsche Prinzessin heiratet den reichen und begehrten Prinzen. So weit, so Klischee? Ja und nein. Denn tatsächlich verlieben wir uns häufig immer noch nach alten Mustern. Weltweit sind die Präferenzen da einigermaßen stabil.
"Liebe kennt keine Grenzen." Oder: "Wo die Liebe hinfällt." Oder: "Echte Liebe kennt keine Altersunterschiede." Alles schon mal gehört. Fakt ist, wie aktuelle Umfragen zeigen, dass weltweit noch immer häufig Folgendes gilt: Frauen wünschen sich ältere Männer von hohem Status und Männer sehnen sich nach jüngeren Frauen von besonderer Schönheit.
Evolution: Unkreativ beim Verlieben
Sind wir Menschen beim Verlieben also unkreativ und folgen eigentlich immer noch alten Mustern? Tatsächlich seien diese immer noch tief in uns drin, sagt die Psychologin Denise Ginzburg-Marku. Auch wenn wir denken, wir seien schon so weit fortgeschritten in unserer Entwicklung.
"Ganz viel ist noch Evolution und Biologie tatsächlich. Auch wenn man es nicht glaubt: Unsere Muster sind noch so alt angelegt."
Ein gut verdienender, etwas älterer Mann, so die Annahme vieler Frauen, gehe ihnen weniger fremd, sagt Denise Ginzburg-Marku. Er habe sich seine Hörner quasi schon abgestoßen, könne die Familie versorgen und verlasse sie später auch nicht – der Familienvater als Fels in der Brandung sozusagen.
"Fels in der Brandung" und Vorzeigefrau
Dass die Männer sich häufig jüngere Frauen wählen, geschehe aus ähnlichen, mehr oder weniger bewussten biologischen Überlegungen heraus: Eine jüngere Frau ist fruchtbarer und kann mehr Kinder gebären. Außerdem trägt eine junge, hübsche Frau zum Status des Mannes bei: das Alphatier oder Alphamännchen und seine Vorzeigefrau.
Manche Menschen würden – mit einer sehr bewussten Kopfentscheidung – ganz gezielt auf den Status achten: Manche Frauen würden sich bei ihrer Suche also ganz bewusst auf reiche Männer konzentrieren, manche Männer ganz bewusst auf junge schöne Frauen.
Eine Frage des Selbstwertgefühls
Den Teufelskreis der in uns befindlichen Muster zu durchbrechen, sei schwierig, aber möglich. Es sei eine Frage des Selbstwertes, so die Psychologin. Je stabiler der eigene Selbstwert sei, je unabhängiger von der Gesellschaft und der Meinung anderer, desto besser könne man auf das eigene Bauchgefühl hören. Die eigenen Werte seien bei jedem Menschen sehr individuell angelegt, weil jeder andere Dinge aufnimmt, mitnimmt und übernimmt.
"Je stabiler mein Selbstwertgefühl ist, desto eher kann ich auf mein Bauchgefühl hören: Wer passt wirklich zu meinen eigenen Werten?"
Wenn ein Handwerker mit einer Professorin zusammenkommt, dann schaue die Gesellschaft auch heute noch teilweise kritisch. Wenn ein 25-Jähriger eine 45-jährige Frau hat, dann würden sich die Leute auch heute noch teilweise auf der Straße nach ihnen umdrehen.
Gegen den Strom schwimmen
In diesen Fällen müsse man ausreichend Kraft, Rückgrat und Selbstbewusstsein haben, um gegen den Strom zu schwimmen.
Wenn eine Gesellschaft streng aufgebaut ist - oder auch nur temporär eingeschränkt, so wie gerade in Pandemiezeiten, dann sei es durchaus üblich, dass "ein Herz in unserer Brust schlägt, das sich besonders nach Freiheit und Romantik sehnt", sagt Denise Ginzburg-Marku.
Romantischer in der Pandemie
Dass es in Zeiten der Pandemie mehr "Coronababys" gibt, könne damit zu tun haben: weil wir mehr zu Hause sind und Sehnsucht haben nach etwas Lustvollem, Schönen und Freien, so die Psychologin. Auch bei der Partnersuche könnten wir dadurch etwas "romantischer und kuscheliger" werden – so schwer die Partnersuche in Zeiten des heruntergefahrenen öffentlichen Lebens auch ist.