Selten dürfte das Vokabelheft unter dem Kopfkissen wirklich für die Eins in der Klausur am nächsten Tag gesorgt haben. Wer sein Gehirn beim Lernen unterstützen will, sollte lieber zu Duftstäbchen greifen. Das haben Forschende der Universität Freiburg in einem kleinen Experiment zeigen können.

Lernen im Schlaf – für viele ein Traum. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Aber: Ihr könnt trotzdem etwas tun, um eurem Gehirn auf die Sprünge zu helfen. Das konnte in einem Experiment der Universität Freiburg mit lernende Schülerinnen und Schüler gezeigt, die Duftreizen ausgesetzt wurden.

Insgesamt 54 Sechstklässler zweier Klassen eines Gymnasiums nahmen an dem Versuch teil. Diejenigen von ihnen, die während des Lernens von Englisch-Vokabeln und während bestimmter Schlafphasen einem Rosen-Duftstoff ausgesetzt waren, schnitten nach einer Woche in einem Vokabeltest besser ab als ihre Mitschüler, die ohne Duftreize lernten.

"Ob es Rosenduft sein muss, kann die Studie nicht beantworten. Die Forschenden haben die Schülerinnen und Schüler nur mit der einen Duftsorte „Rose" getestet. Bisherige Labor-Studien deuten aber darauf hin, dass es egal ist, ob jemand den Duft mag oder nicht."
Britta Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Wichtig ist dabei, dass die Vokabeln vorher schon gelernt wurden, und dass der Duft auch während des Schlafes verströmt wird. Denn das Gehirn verschiebt erst während bestimmter Schlafphasen neu Gelerntes wie Vokabeln ins Langzeitgedächtnis, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Britta Wagner.

Ob der Effekt an Duft generell oder am speziellen Duft von Rosen liegt, lässt sich aus der Studie allerdings nicht ableiten, denn die Schülerinnen und Schüler wurden nur mit dem einen Duft getestet. Im Hinblick auf weitere Forschung ist aber zu vermuten, dass die Leistungssteigerung auch mit anderen Gerüchen funktionieren könnte – sogar solchen, die wir nicht mögen.

Zusammenhang von Duft und Lernen bisher nur im Labor getestet

Forschende arbeiten schon länger daran, herauszufinden, wie wir unser Gehirn in Lernphasen unterstützen können. Vor dieser Studie gab es schon einige weitere Experimente, bei denen Probanden während des Lernens und während relevanter Schlafphasen Duft-Reizen ausgesetzt wurden. Die fanden allerdings im Labor statt. Die Forschenden aus Freiburg wollte die bekannten Effekte nun auch für Situationen außerhalb des Labors nachweisen.

Duftstoffe ersetzen Lernen nicht

Zu beachten ist allerdings, dass auch andere Faktoren unsere Lernprozess beeinflussen, etwa unterschiedliche Methoden der Lehrenden. Und: Auch wer Duft schnuppert, kommt nicht um das Lernen herum. Klar ist auf jeden Fall, dass Düfte unser Gehirn und unsere Wahrnehmung stark beeinflussen. Einen Versuch ist Duft als Lern-Helfer also durchaus wert!

Shownotes
Duftforschung
Die Nase hilft beim Lernen
vom 27. Januar 2020
Moderation: 
Stephan Beuting
Gesprächspartnerin: 
Britta Wagner, Deutschlandfunk Nova