Manche Dinge können wir einfach, ohne darüber nachzudenken. Jemandem die Hand geben zum Beispiel schaffen wir, ohne hinzuschauen, Fahrradfahren oder das Smartphone bedienen wir fast im Schlaf. Aber warum ist das so? Neurowissenschaftler Henning Beck erklärt, wie unser Gehirn Routinen lernt.

Dass wir blind Hände schütteln können, ohne vorbeizugreifen, liegt daran, dass diese Bewegung automatisiert ist. Unser Gehirn speichert Bewegungsmuster ab. Und zwar je nach Bewegung an unterschiedlichen Stellen, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck.

"Je nach Bewegung hat das Gehirn andere Regionen, die diese Bewegungen steuern."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Wenn ihr eine Bewegung zum ersten Mal ausführt und euch bewusst darauf konzentrieren müsst, dann wird die vor allem im sogenannten Stirnhirn-Bereich verarbeitet, so Henning Beck. Für automatisierte, routinierte Bewegungsabläufe benötigen wir zwei andere Hirnregionen: 

  • das Kleinhirn, eine sehr wichtige Hirnregion im Nacken, die unter anderem für Koordination und das Lernen von Bewegungsabläufen zuständig ist,
  • und die sogenannten Basalganglien, wo Rituale und Routinen abgespeichert werden – unser Autopilot gewissermaßen.
"Es ist sehr schwierig, Radfahren zu verlernen!"
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Komplexe Bewegungsabläufe müssen natürlich geübt werden – mitunter tausendfach. Wenn sie aber erst mal im Hirn drin sind, so Henning Beck, kriegt man sie schwer wieder aus dem Kopf. Deshalb funktioniert das Händeschütteln so gut, und deshalb verlernen wir auch nach Jahrzehnten das Fahrradfahren nicht – mit wenig Übung können wir es nach einer langen Pause schnell wieder so gut wie früher.

Gehirn speichert komplizierte Bewegungen besser

Das Spannende: Das Gehirn speichert komplizierte Bewegungen besser ab als einfache. Das machen sich zum Beispiel App-Entwickler zunutze, wenn sie Routinen bauen, erklärt Henning Beck. Bestimmte Bedienvorgänge gestalten sie komplexer als technisch nötig, damit das Gehirn sie besser abspeichern kann. Sind sie zu einfach, verlernen wir sie nämlich schneller.

Bewegungen richtig üben

Das heißt: Wenn ihr euch mit euren Freunden ein eigenes Begrüßungsritual ausdenkt, macht es etwas komplizierter, dann bleibt es besser hängen! Das heißt aber auch: Wenn ihr euch falsche Bewegungsroutinen aneignet - etwa für eine Sportart oder ein Musikinstrument – ist es verdammt schwer, die wieder umzuprogrammieren. Also: langsam und bewusst anfangen und auf Details achten - etwa die richtige Haltung - und beim Wiederholen sich dann Stück für Stück dem Zieltempo annähern.

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Shownotes
Gehirn und Routinen
Komplizierte Bewegungen speichert das Hirn besser
vom 24. November 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler