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Die Vielehe ist in Südafrika legal – zumindest für Männer. Frauen hingegen dürfen nicht mehr als einen Ehemann haben. Im Namen der Gleichberechtigung gibt es jetzt den Vorstoß, die Vielehe für beide Geschlechter einzuführen.

Tatsächlich schlage in Südafrika die Diskussion darüber ziemlich hohe Wellen, berichtet Jana Genth, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondentin in Südafrika. Dabei habe die Debatte zunächst mit einem Vorschlag der Regierung angefangen. Inzwischen diskutiert die ganze Gesellschaft mit.

Debatte um Tradition, Geld und Gleichberechtigung

Die Männer in Südafrika, mit denen Jana Genth gesprochen hat, lehnen die Vielehe für Frauen ab. Dabei ist es in Südafrika seit Langem erlaubt, dass Männer mehrere Ehefrauen haben. Bei Frauen sei das aber was anderes.

"Weltweit wäre Südafrika das erste Land, in dem es gesetzlich anerkannt ist, dass Frauen mehrere Ehemänner haben."
Jana Genth, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondentin in Südafrika

Das Hauptargument gegen die Vielehe von Frauen ist: Eine Frau könne gar nicht für mehrere Ehemänner sorgen. Dass die Vielehe für Männer erlaubt sei, werde mit der Tradition und Kultur des Landes begründet.

Eine Vielehe muss man sich erst mal leisten können

Man kann die Vielehe aber auch als Statussymbol interpretieren: Wenn ein Mann viele Frauen hatte, war das früher ein Zeichen des Wohlstands, erklärt Jana Genth. Schaut man hingegen auf die heutige Lebenswirklichkeit der Menschen, fällt auf, dass die Vielehe für Männern ein Auslaufmodell zu sein scheint.

Offizielle Angaben darüber, wie viele Vielehen es in Südafrika gibt, hat Jana Genth nicht bekommen. Ihrer Einschätzung nach praktiziere die Vielehe nur noch ein Bruchteil der Männer. Das ist auch ein weltweiter Trend. Der Grund ist ein finanzieller: Mehrere Ehepartner zu haben ist teuer. Denn traditionell müsse der Ehemann für seine Ehefrauen wirtschaftlich aufkommen und das sei heute für viele nicht mehr ohne Weiteres möglich. Ausnahmen, die das öffentlich zelebrierten, seien zum Beispiel der frühere Präsident Jacob Zuma.

Mehrehe bedeutet in Südafrika bis jetzt gesetzliche Ungleichheit

"Liberale Stimmen und Organisationen argumentieren: Wenn wir eine wirkliche Gleichstellung von Frauen haben wollen in Südafrika, dann muss das doch alle Bereiche betreffen."
Jana Genth, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondentin in Südafrika

Die, die die Vielehe für Frauen fordern, wüssten das auch, so Jana Genth. In ihrer Forderung gehe es nicht primär darum, dass Frauen unbedingt mehrere Ehemänner haben sollen, sondern um das Prinzip. Und das lautet: Gleichberechtigung auch vor dem Gesetz.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Zwischen Tradition und Gleichberechtigung
Südafrika diskutiert Vielehe für Frauen
vom 30. Juli 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Jana Genth, Deutschlandfunk-Nova-Korrespondentin