Einst ließen sich hier Frank Sinatra, The Beach Boys und Marilyn Monroe die Sonne auf den Bauch scheinen - doch die Zeiten sind längst vorbei. Salton Sea ist ein großer See in Kalifornien, der nur noch durch seine starke Verschmutzung und Fischkadavern an den Ufern Schlagzeilen macht.
Die Salton-Senke in der Colorado-Wüste wurde schon in früheren Zeiten mit Wasser des Colorado-Rivers versorgt. Um 1900 versandete der Kanal, der das Tal mit Wasser belieferte. Die California Development Company entschloss sich dazu einen neuen Überlauf zu schaffen, der durch einen aufgeschütteten Damm begrenzt war. Dieser Damm hielt einem Hochwasser des Colorado beziehungsweise des Gila Rivers nicht stand und brach auf 800 Metern ein. Als Folge davon lief zeitweise das gesamte Wasser des Colorado-Rivers in die Senke.
'Wunder der Wüste' nach Dammbruch entstanden
So entstand der Salton Sea, der mit einer Fläche von 1000 Quadratkilometern der größte See des US-Bundesstaates Kalifornien ist. Der See liegt in der Nähe der Chocolate Mountains, die eine malerische Kulisse bieten. In den 1920er-Jahren entwickelte sich der See schnell zu einer Touristenattraktion. Der See ist ungefähr 250 Kilometer von Los Angeles entfernt und eignet sich optimal für einen Kurztrip. So kamen über die Jahrzehnte auch viele bekannte Namen aus der Film- und Musikbranche dorthin, um die Sonne und den Ausblick zu genießen.
Bis heute kommen noch rund 30.000 Besucher hierher. Viele besuchen das Coachella-Festival, das circa eine halbe Stunde vom See entfernt stattfindet. Zu den Attraktionen rund um den 60 Kilometer langen See zählen auch Slab City, eine Art Hippie-Kommune ohne Strom- und Wasseranschluss, oder der Salvation-Mountain, den ein Künstler jahrzehntelang aufgebaut und dann bunt angemalt hat.
"Das Wasser schimmert blau, weil der Himmel strahlend blau ist. In der Ferne gibt es eine Bergkette, das sind die Chocolate Mountains. Dann blühen im Moment die Wüstenblumen, es leuchtet so gelb und lila. Und es sieht super idyllisch aus.
Auf den ersten Blick findet unsere Korrespondentin Nicole Markwald den Anblick des Sees "super idyllisch". Als sie aus dem Auto steigt, denkt sie zuerst, dass sie am Ufer des Sees über Kieselsteine läuft. Als sie die vermeintlichen Kieselsteine in die Hand nimmt, stellt sie fest, dass es sich sich um Fischgerippe und Knorpel handelt. Da der Salton Sea kein natürlicher See ist, gibt es auch keinen natürlichen Abfluss. Indem Wasser verdunstet, nimmt der Wasserstand ab, indem neues hinzu fließt, nimmt er wieder zu.
Der Künstler Steve Badgett erforscht mit einem kleinen Labor, das auf dem See schwimmt, die Eigenschaften des Sees. Mit ihm hat unsere Korrespondentin Nicole Markwald über die Wasserqualität gesprochen. Seine Meinung zum Wasser: "Auf mich wirkt es wie eine Art Brühe. An einem Tag erinnerte es mich sogar an Motoröl oder Espresso."
"Es scheint zersetzender zu sein und hier ist sehr viel mehr Zeug im Wasser. Auf mich wirkt es wie eine Art Brühe. An einem Tag erinnert es mich sogar an Motoröl oder Espresso."
"Es ist tatsächlich ein riesen Fischfriedhof"
Über die Jahre hat durch die Verdunstung der Salzgehalt des Sees enorm zugenommen. Inzwischen liegt er mit 4,4 Prozent deutlich über dem Wert von Meerwasser. Bei einem höheren Salzgehalt sind nur noch Barsche lebensfähig. Die künstlich angesiedelten Fische, die Fischer anlocken sollten, gehen bei dem hohen Salzgehalt massenweise zugrunde. Außerdem leiten landwirtschaftliche Betriebe Abwasser mit Pestiziden und Düngemitteln in den See ein. Zuerst war das auch gewünscht, damit der Wasserpegel des Sees nicht zu stark absinkt. Allerdings verschlechtert sich die Wasserqualität dadurch stark. Die heimischen Vögel und die Zugvögel, die hier rasten, werden dadurch gefährdet.
"Wenn man so will, ist das eine riesengroße Badewanne, in der nie der Stöpsel gezogen wird. Und wenn man sich das vor Augen führt, dann klingt das richtig eklig."
Im Sommer wird es bis zu 40 Grad warm. Dadurch verdunstet das Wasser und der See wird kleiner. Dadurch wird ein Teil des Seebettes freigelegt. Durch die Pestizide und Düngemittel, die eingeleitet werden, befinden sich Giftstoffe am Grund des Sees. Starke Winde, die in dieser Gegend immer mal aufkommen, wirbeln Staubpartikel aus trockengelegten Stellen des Sees in die Luft und wehen sie in die umliegenden Ortschaften. Das hat dazu geführt, dass die Zahl von Asthmakranken in Kalifornien in der Nähe des Salton Sea am höchsten ist. Und auch einige Krebsarten treten hier am häufigsten auf, berichtet unsere Korrespondentin Nicole Markwald.
"Die Luft im Coachella Valley im Norden und im Imperial Valley im Süden ist ohnehin schlechter als es lokale und bundesweite Vorschriften vorsehen. Je mehr die Salton Sea schrumpft und somit mehr Staub aus dem Seebett aufsteigt, desto schlechter wird die Luft."
Uralte Wasserrechte und hohe Kosten verhindern zurzeit noch, dass etwas für den verschmutzten See und das betroffene Ökosystem getan wird. Ein Experte, mit dem unsere Korrespondentin gesprochen hat, glaubt aber, dass, sobald die verunreinigte Luft Palms Springs erreicht, das Problem eher angegangen wird. Denn hier wohnen Leute mit mehr Geld, die womöglich auch mehr politischen Einfluss besitzen.