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Der Blogger Raif Badawi hat seine Meinung gesagt - und wurde zu zehn Jahren Haft, Reiseverbot, einer Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro und 1000 Peitschenhieben verurteilt. Und zwar in Saudi-Arabien. Wir fragen: Was ist das eigentlich für ein Land?

Auf seinem Blog "Saudi-Arabische Liberale" hat Raif Badawi sich mit der politischen Rolle des religiösen Establishments in Saudi Arabien auseinandergesetzt. Einige seiner Texte könnt ihr auf der Website des Guardian nachlesen. In den Texte setzt er sich vor allem mit der Rolle des Islam in Saudi-Arabien auseinander. Er erinnert zum Beispiel an die Zeit des Aufklärung in Europa und lobt die Trennung von Kirche und Staat in Europa. Und er schreibt: "Staaten, die auf Religion aufbauen, halten ihre Bürger in einem Kreislauf aus Glaube und Angst gefangen."

Die Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag erklärt bei DRadio Wissen, dass die Menschen in Saudi-Arabien zwar auf materieller Ebene eine große Freiheit haben. "In punkto Meinungsfreiheit ist Kritik am Islam oder Kritik am Königshaus überhaupt nicht gerne gesehen und wird radikal bestraft", sagt Ulrike Freitag.

Uneinigkeit im Königshaus

In vielerlei Hinsicht sei Saudi-Arabien ein Unterdrückungsstaat - vor allem aber gibt es innerhalb der großen Machtzirkel häufig große Meinungsunterschiede. König Abdullah ibn Abd al-Aziz ist das Staatsoberhaupt - und vertritt sogar eine eher liberale Linie, sagt Ulrike Freitag. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Rest des Königshauses das gut findet oder immer hinter dem König steht. Ein Beispiel dafür: Mächtige Einzelpersonen aus Saudi-Arabien haben immer wieder Islamisten gefördert. "Das hat angefangen in Afghanistan und setzt sich bis in den Irak und nach Syrien fort."

"König Abdullah ibn Abd al-Aziz hat in den letzten zehn Jahren einen gewissen Öffnungskurs gefahren, hat aber nach dem Beginn des arabischen Frühlings stärkere Restriktionen eingeführt."
Ulrike Freitag, Islamwissenschaftlerin

Konservative Bevölkerung

Die Bevölkerung Saudi-Arabiens ist zu großen Teilen konservativ, erzählt Ulrike Freitag, und erwartet darum auch ein konservatives Vorgehen des Königshauses. "Diejenigen die liberalen oder säkularen eines Bloggers wie Raif Badawis verteidigen würden, sind wahrscheinlich in der Minderheit in Saudi-Arabien."

Saudi-Arabien und die Außenpolitik

Im Familienstandsrecht und in Teilen des Strafrechts gelten in Saudi-Arabien die Bestimmungen der Scharia. Eine Ausnahme sind Wirtschafts- und Handelsrecht - hier gibt es Gesetzbücher. Einen krassen Gegensatz zur konservativen Innenpolitik Saudi-Arabiens bildet die Außenpolitik: Die USA fliegt zusammen mit Saudi-Arabien Angriffe gegen des IS. Die USA und Saudi-Arabien sind seit langem strategische Partner gegen den Iran.

"Es ist spannend zu schauen, wie sich das entwickelt - denn momentan nähern sich die USA und der Iran wieder an."
Ulrike Freitag, Islamwissenschaftler
Shownotes
Saudi-Arabien
Wie es dem Königshaus gefällt
vom 16. Januar 2015
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Ulrike Freitag, Islamwissenschaftler