Melatonin gibt es in diversen Formen: Drogerien verkaufen es als Spray, Kaugummi oder Tablette. Aber auch in Lebensmitteln wie Tomaten ist es enthalten. Schlafforscherin Christine Blume erklärt, ob und wie Lebensmittel den Schlaf verändern.

Es gibt Lebensmittel von denen wird gesagt, dass sie sich negativ auf unseren Schlaf auswirken. Dazu gehört so ziemlich alles Ungesunde, was wir uns bei einem gemütlichen Filmabend reinfuttern.

Ob süßes oder fettiges Essen oder übermäßig viel Salz – die Inhaltsstoffe sollen durch die schwierigere Verdauung dafür sorgen, dass der Schlaf gestört wird. Ein Experiment mit Mäusen hat nun gezeigt, dass – zumindest bei Mäusen – bestimmte Inhaltsstoffe den Schlaf aber auch verbessern können.

"Ob sich die Befunde des Schlafs der Mäuse auf Menschen übertragen lassen, ist unklar."
Christine Blume, Schlafforscherin

Bei besonders eiweißreicher Nahrung haben Mäuse besonders tief geschlafen. Gemessen wurde die Tiefe des Schlafs dadurch, dass unter dem Käfig eine Konstruktion gebaut wurde, die den Käfig ein wenig rüttelt. Im Experiment wurde geschaut, ob die Mäuse durch das Rütteln zum Beispiel öfters aufgewacht sind.

Melatonin in Lebensmitteln – nicht schlaffördernd

Auch das in manchen Lebensmitteln enthaltene Melatonin soll das Einschlafen fördern. Schlafforscherin Christine Blume sagt, wenn der Schlafrhythmus durch einen Jetlag komplett aus den Fugen geraten ist, können Melatonin-Präparate wie Tabletten zur Unterstützung des Einschlafens bei der Anpassung an die neue Zeitzone helfen. Abgesehen von dieser Situation sagt Christine Blume, dass unser Körper im Normalfall eigentlich genug Melatonin produziert, damit wir einschlafen können. In diesen Situationen rät sie daher eher von Melatoninpräparaten ab.

Christine Blume, Schlafforscherin
"Melatonin sorgt dafür, dass wir weniger Energie verbrauchen, es lässt unsere Körpertemperatur und unseren Blutdruck sinken, fährt unseren Körper also in den Nachtmodus."

Wer nun bei einem Jetlag lieber zu Lebensmitteln greifen möchte, die Melatonin enthalten: Da sagt Christine Blume, das wird kaum funktionieren. Man müsste nämlich sehr grosse Mengen dieser Nahrungsmittel essen, um eine wirksame Melatonindosis zu erreichen.

Ein Beispiel: In Tomaten ist besonders viel Melatonin enthalten. Wenn wir aber unserem Körper durch das Essen von Tomaten die übliche Dosis von einem Milligramm Melatonin zusätzlich zuführen möchten, müssten wir knapp 68 Kilo Tomaten essen.

Christine Blumes Fazit ist daher: Es gibt keine Schlafdiät, um besser schlafen zu können. So eine Lebensmittel-basierte Einschlafhilfe existiert aktuell nur in unseren Träumen.

Shownotes
Schlaf
Melatonin in Lebensmitteln macht nicht müde
vom 02. April 2023
Moderator: 
Basti Schmitt
Expertin: 
Christine Blume, Schlafforscherin