Im Schlaf rollen wir uns hin und her, aus dem Bett fallen wir in der Regel aber nicht – bei Kindern ist das anders. Schlafforscherin Christine Blume erklärt, woran das liegt.

Schlafforscherin Christine Blume vermutet, dass wir aus Erfahrung lernen, wie groß unser Bett ist. "Wir wissen im Schlaf, dass, wenn wir uns nach links drehten, beim nächsten Positionswechsel besser nach rechts drehen sollten – damit wir nicht aus dem Bett fallen," sagt sie. Untersuchungen dazu gibt es allerdings nicht.

"Kopfkissen und Decke können Orientierung bieten. Das Kopfkissen bleibt meistens an der gleichen Stelle. Wir wollen unter der Decke liegen."
Christine Blume, Schlafforscherin

Was die Schlafforschung aber weiß, ist, dass wir äußere Umstände wahrnehmen. "Wenn die Hand beispielsweise aus dem Bett hängt, ist es vermutlich nicht klug, sich auf diese Seite zu drehen," so Blume. Kopfkissen und Decke können uns außerdem eine Orientierung geben.

Gesunde Schlafende bewegen sich während REM-Phasen kaum

Gesunde Schlafende bewegen sich in den verschiedenen Phasen des Ruhens kaum. Das liegt daran, dass die Gehirnaktivitäten insgesamt und damit auch Regionen, die für Bewegung und die Steuerung von Bewegungen zuständig sind, verringert ist. Das mache unkoordinierte Bewegungen schwerer möglich, so Blume.

Im REM-Schlaf (Rapid Eye Movement Schlaf) erleben wir nicht nur die intensivsten Träume – wir sind auch sozusagen gelähmt. Die Schlafforscherin erklärt, dass der Körper auf diese Weise vermutlich verhindern wolle, dass wir intensive Träume ausleben.

Bewegungen in Wachphasen, an die wir uns morgens nicht erinnern

Wenn wir uns hingegen richtig bewegen, machen wir das meist, wenn wir wach sind. "Nur erinnern wir uns an diese Wachphasen nicht, weil direkt danach wieder einschlafen", erklärt Schlafforscherin Christine Blume.

"Im Schlaf kann sein, dass ein Muskel zuckt oder angespannt wird. Große Bewegungen sind aber eigentlich nicht drin."
Christine Blume, Schlafforscherin

Erst im Laufe unseres Lebens lernen wir, an ungewöhnlichen Orten wie beispielsweise im Hotelzimmer, sicher zu schlafen. Diese Form des Lernens nennt sich unbewusstes oder impliziertes Lernen. Beim implizierten Lernen lernen wir etwas, ohne dass uns jemals explizit erklärt wird, wie es funktioniert. So können wir nicht erklären, wie das Gelernte funktioniert, aber wir können es einfach machen.

Dadurch, dass wir im Laufe des Lebens immer wieder an die Begrenzung des Bettes stoßen, lernen wir allmählich, dass der Bewegungsrahmen dort eingeschränkt ist, so Christine Blume. Das ist auch der Grund, weshalb Kinder öfter mal aus dem Bett fallen können. Sie haben das noch nicht gelernt.

Alkohol, Demenz, Verhaltensstörung: Manchmal können wir trotzdem fallen

Dass Erwachsene dennoch gelegentlich aus dem Bett fallen, liege in vielen Fällen am Alkoholkonsum, sagt Christine Blume. "Wenn wir Alkohol trinken, ist die Wahrnehmung sowie die Kontrolle über den eigenen Körper und die Muskeln beeinträchtigt," erklärt sie. "Die Mechanismen funktionieren dann einfach nicht mehr."

Und auch bei Demenz-Patient*innen kann das passieren. Denn bei ihnen funktioniert die Orientierung im Raum und damit auch im Bett nicht mehr richtig.

Zudem kann eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann dazu führen, dass Menschen im Schlaf aus dem Bett fallen. Dabei ist die Muskulatur während der REM-Schlafphasen nicht mehr gelähmt. "Die Betroffenen agieren dann ihre Träume aus", erklärt Christine Blume. Wer häufiger neben seinem Bett aufwache, sollte auf jeden Fall mit seinem Arzt beziehungsweise seiner Ärztin reden.

Shownotes
Kinder tun es, Erwachsene nicht
Warum wir nachts nicht aus dem Bett fallen
vom 16. Januar 2024
Moderation: 
Krissy Mockenhaupt
Gesprächspartnerin: 
Christine Blume, Schlafforscherin