Eine Uhr solle laut Tech-Hersteller den Schlaf so tracken, dass ihr morgens wisst, wie viel und wie lange ihr geschlafen habt. Schlafforscherin Christine Blume ist skeptisch. Vor allem aber würde das Tracken nicht dabei helfen, dass wir besser schlafen.

Christine Blume findet es wichtig, dass Menschen sich mehr dafür interessieren, ob sie ausreichend und gut schlafen. Sie bezweifelt aber, dass dieses Ziel, gut zu schlafen, mit Tracking erreicht werden könnte.

"Zu besserem Schlaf führt das Tracking wohl eher nicht, weil einem gar nicht gesagt wird, was man ändern soll."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Die Schlafforscherin befürchtet, dass so ein Schlaf-Tracking, sie nennt es eine Spielerei, eher dazu führen könnte, dass sich Menschen verunsichert fühlen und sich Sorgen machen. Vor allem dann, wenn sie eben nicht so gut schlafen.

Informationen ohne Einordnung sind nutzlos

Würden wir beispielsweise morgens auf diese Uhr gucken und sehen, dass laut deren Schätzung, mehr kann dieses Tracking laut Hersteller gar nicht, die Tiefschlafphase eher kurz war, ist die Frage, was wir mit dieser Information anfangen können. Denn, so die Schlafforscherin, ist zunächst die Frage, wie gut diese Schätzung beziehungsweise der Algorithmus überhaupt ist.

Dann wäre auch eine Einordnung wichtig. Zeigt der Tracker beispielsweise eine Stunde und 40 Minuten Tiefschlafphase an, dann könnte sich das im Vergleich zu acht Stunden Schlaf wenig anhören, "ist aber für junge Erwachsene zum Beispiel vollkommen im Rahmen", so Christine Blume.

Gute Daten gibt es nur im Schlaflabor

Richtig gute, valide Daten über den Schlaf lassen sich im Schlaflabor ermitteln. Christine Blume arbeitet an der Uni Basel in so einem Schlaflabor, wo sie Hirnströme, Augenbewegung und Muskelspannung messen.

"Diese Messmethode ist der sogenannte Goldstandard."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Diese wissenschaftliche Methode ist aber aufwendig und teuer. Dort einen Platz zu bekommen, sei nicht leicht, meint die Schlafforscherin. Wer aber Schlafprobleme hat, kann auch eine Schlafambulanz aufsuchen und sich dort behandeln lassen.

"Wenn man gut schläft, dann sollte man das, denke ich, einfach genießen."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Ein durchschnittlich gesunder Schlaf von acht Stunden läuft in ungefähr vier bis fünf Schlafzyklen ab. Ein Schlafzyklus dauert circa 90 Minuten und besteht aus:

  • Einschlafen
  • Leichtschlafphase
  • Tiefschlafphase
  • Rapid-Eye-Movement-Schlaf (Rem-Schlaf)
  • Kurzes Aufwachen
Shownotes
Schlafforscherin
Tracken hilft nicht dabei, besser zu schlafen
vom 08. Januar 2023
Moderator: 
Christian Schmitt
Gesprächspartnerin: 
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel