Erst werden unsere Augen schwer, dann können wir die Worte nicht mehr richtig formen. Wir sind mal aufgedreht, mal betrübt. Eine Nacht ohne Schlaf bringt unser gesamtes System durcheinander. Wie kommt es dazu?

Wenn unser Körper bemerkt, dass wir uns nicht zur gewohnten Zeit ins Bett legen, dann beginnt er, immer lauter nach Schlaf zu rufen. Dabei spielt es eine Rolle, dass wir schon viele Stunden wach sind und unser Schlafdefizit immer größer wird. Spannend dabei ist, dass es nicht die ganze Nacht einfach immer weiter bergab geht, sondern wir auch wieder Hochphasen durchleben. Das liegt daran, dass unsere innere Uhr sich irgendwann wieder auf Tag umstellt.

"Wenn es in Richtung Aufsteh-Zeit geht, dann fühlen wir uns besser. Wir werden dann auch bei einer Reaktionszeit-Aufgabe wieder schneller und machen weniger Fehler."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Wie unser Gehirn auf Schlafmangel reagiert

Trotzdem sorgt eine Nacht ohne Schlaf dafür, dass unser Gehirn langsamer arbeitet. Der Arbeitsspeicher funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Wir können uns also schlechter Sachen merken und auch sogenannte Mikro-Schlaf-Episoden werden wahrscheinlicher. Auch unser Appetit wird größer, weil durch den Schlafentzug das Hormon Ghrelin ausgeschüttet wird, das den Hunger fördert.

"Schlafentzug sorgt dafür, dass das Hormon, das den Hunger fördert - das heißt Ghrelin - vermehrt ausgeschüttet wird. Der Hunger am nächsten Tag ist dadurch größer."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Menschen, die Schichtarbeit machen, haben also ein erhöhtes Risiko, übergewichtig zu sein. Eine einzige Nacht kann unser Körper aber gut ausgleichen. Wir schlafen in der darauffolgenden Nacht meist tiefer und laden unseren Akku dann wieder auf.

Für die aktuelle Folge Über Schlafen haben Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge gemeinsam eine Nacht durchgemacht. Christine hat Ilkas Hirnwellen gemessen, Ilka musste einen Reaktionszeittest machen und beide haben ihre Koordination getestet. Was dabei herausgekommen ist - und warum der Körper nicht mehr so abliefern kann wie normalerweise, das hört ihr im Podcast.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Empfehlungen aus dem Beitrag:
  • Basner, M., & Dinges, D. F. (2011). Maximizing sensitivity of the psychomotor vigilance test (PVT) to sleep loss. Sleep, 34(5), 581-591
  • Williamson, A. M., & Feyer, A.-M. (2000). Moderate sleep deprivation produces impairments in cognitive and motor performance equivalent to legally prescribed levels of alcohol intoxication. Occupational and environmental medicine, 57(10), 649-655
Shownotes
Schlafmangel
Was macht eine Nacht ohne Schlaf mit uns?
vom 25. Juli 2023
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel
  • Die Spielregeln von Christines und Ilkas Selbsttest: Eine Nacht ohne Schlaf
  • Was passiert im Körper, wenn er merkt, dass es später ins Bett geht?
  • Warum das Gehirn nicht mehr richtig funktioniert, uns kalt wird und wir Sprachfindungsstörungen bekommen
  • Warum Schlafmangel hungrig macht
  • Mythencheck: Wirkt eine Nacht ohne Schlaf wie 1 Promille Alkohol im Blut?
  • EEG, Reaktionszeittest, Koordinationstest - Warum wir ohne Schlaf schlecht abschneiden
Unsere Quellen: