Der Sportartikelhersteller Nike hat einen neuen Schuh präsentiert, der einen ökologischeren Fußabdruck hinterlassen soll, weil er wohl aus Fetzen von Lederabfällen hergestellt ist. Ist das wirklich gut oder eine Mogelpackung?
"Bei dem neuen Nike-Schuh ist es so wie beim Hackfleisch. Es werden die Reste aus der Lederproduktion dafür genommen, die sonst weggeworfen werden."
Nike nimmt die Fetzen und Abschnitte, die von gegerbten Fellen in der Produktion übrig sind, nachdem die Muster für ein anderes Schuhmodell aus dem Fell geschnitten worden sind. Die wären sonst im Müll gelandet.
Bei einem Lederschuh werden bei der Produktion zum Beispiel Narben im Leder herausgeschnitten, die dann Abfall sind. Die Abfallschnipsel werden in sehr kleine Lederfasern geschnitten. Und die werden dann wieder zusammengefügt zu einer Art Stoff. Der wird über ein Plastikgitter gespannt und weiter verarbeitet.
Ist das jetzt eine ökologische Mogelpackung?
Leder ist massenhaft vorhanden, weil wir schließlich massenhaft Tiere essen. Diese Ressource kann die Industrie nutzen, problematisch ist eher der Faktor Umweltverschmutzung. Anton Pieper vom Südwind-Institut hat grundsätzlich nichts gegen Leder, aber er kritisiert die Verarbeitung des Leders, also das Gerben.
"Nike hat in seiner Sneaker-Produktion Leder nur an achter Stelle aufgeführt als Material. Aber es ist das zweitwichtigste Material, wenn es um Verschmutzung geht, weil die Lederproduktion so dreckig ist."
Die meisten Felle, die für unsere Schuhe zu Leder verarbeitet werden, stammen aus Gerbereien in Bangladesch und Indien. Da wird zum Beispiel viel mit giftigem Chrom und Chromsalzen gearbeitet. Das ist für die Produzenten preiswert, und das Leder sieht danach gut aus. Wenn diese Materialien aber nicht richtig entsorgt werden, verschmutzen sie das Trinkwasser, ruinieren die Gesundheit der Arbeiter oder können Allergien auslösen.
Welche Alternativen gibt's zur Sauerei beim Gerben?
Gerben kann man auch mit pflanzlichen Stoffen, zum Beispiel mit Olivenblättern oder Eichenblättern. Manche Schuhhersteller verzichten beim konventionellen Gerben auch auf giftiges Chrom. Und natürlich gibt es auch Schuhe aus Synthetik als Leder-Alternative.
"Adidas hat zum Beispiel einen Schuh aus Plastik auf den Markt gebracht, das aus dem Meer gefischt wurde. Auch andere vegane Schuhhersteller arbeiten mit Meeresplastik oder recyceltem Abfall."
Pflanzenfasern können ebenfalls zu Schuhen werden. Und zwar nicht nur die Baumwolle, die ja auch eine problematische Umweltbilanz hat. Auch Fasern von Ananasblättern kann man nutzen - die haben so ein bisschen die Anmutung von Filz. Noch eine Möglichkeit: Kork. Viele Winzer verzichten mittlerweile auf Kork als Weinverschluss. Wenn die Korkrinde in ganz dünne Schichten zerteilt ist, kann man sie mit Wasserdampf richtig biegsam machen und als Außenhaut eines Schuhs benutzen.