Die Angst ist sein Geschäft: Sebastian Fitzek verkauft seine Geschichten millionenfach. Sich selbst bezeichnet er als hyperempfindlich. Und er sagt: Um gute Thriller schreiben zu können, brauche man sehr viel Empathie.
In Sebastian Fitzeks Bücher stehen Serienmörder und Psychopathen im Mittelpunkt der Geschichten. Er schreibt von grauenvollen Verbrechen, perfiden Misshandlungen und Morden. Dabei bezeichnet er sich selbst als ängstlichen Menschen – so wie die meisten Psychothriller-Autoren, die er kennt.
Die Angst von der Seele schreiben
Die Geschichten, die sich der Autor ausdenkt, sind von seinen eigenen Ängsten geprägt. Während Psychopathen die Fähigkeit fehlt, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, müssen Psychothriller-Autoren genau das Gegenteil sein: Sie müssen aus Sebastian Fitzeks Sicht hyperempfindlich und empathisch sein.
"Empathie bedeutet nicht mitzuleiden oder nachzufühlen, was eine Person getan hat, sondern darum, sich in eine bestimmte Situation hineinversetzen zu können."
Empathisch sein bedeutet für Fitzek, sich in eine bestimmte Situation hineinzuversetzen. Dafür ist es nicht notwendig, die Handlung einer Person für gerechtfertigt zu halten oder sie zu billigen. Wir wollen auch grausame Taten verstehen – und das nicht zwingend nur aus Mitleid mit den Opfern und Angehörigen, sagt Sebastian Fitzek. Es spielen auch eigene Ängste und die Sorge um das eigene Leben mit hinein.
Durch das Schreiben kann Sebastian Fitzek seinen Ängsten eine Struktur geben. Dadurch lösen sie sich nicht auf, doch er kann aus der Grübel-Schleife heraustreten, seinen Ängsten einen Anfang und ein Ende geben. Für ihn ist das der Weg, um mit ihnen umzugehen.
"Ich habe viel über das Schreiben von den Lektor*innen meiner Bücher gelernt, die mir die richtigen Fragen zum Text gestellt haben."
Doch das war ihm nicht schon von Kindesbeinen an bewusst. Er hat Geschichten immer gerne gehört und viel gelesen, doch zum Schreiben ist er erst später gekommen. Er erzählt von seinem Jura-Studium, in dem eine ganz eigene Sprache verwendet wird, von den Fällen, die ihn im Strafrecht fasziniert haben und von seiner Zeit im Radio, wo er auch gelernt hat, Texte zu formulieren.
Als er mit 30 in einem Wartezimmer auf seine damalige Freundin wartet, kommen ihm die ersten Thriller-Gedanken: Was ist, wenn jetzt der Arzt aus der Tür kommt und sagt, seine Freundin wäre hier nie angekommen? So entstand die Idee für seinen ersten Thriller-Roman "Die Therapie".
Schreiben lernen geht nur durch Schreiben
Seinen ersten Thriller schrieb Sebastian Fitzek ohne zu wissen, wie Schreiben eigentlich geht. Im Gespräch vergleicht er Schreiben lernen mit Fahrrad fahren: Wir können Tausende von Büchern über das Fahrrad fahren lesen, doch um es zu lernen, müssen wir auf eines steigen.
Bei Büchern ist es seiner Meinung nach ähnlich: Sein erstes Buch hat er ohne Vorerfahrung geschrieben – doch wer das erste Mal auf einem Fahrrad sitzt und ein paar Meter fahren kann, kann noch längst nicht Fahrrad fahren. Für sein erstes Manuskript hagelte es Absagen.
"Wer sein erstes Manuskript fertig hat, erliegt schnell dem Größenwahn. Doch danach beginnt erst das wirkliche Handwerk."
15 Verlagen schickte Sebastian Fitzek sein Manuskript, 15 Mal erhielt er eine Absage. Die Verlage erkannten, was er noch nicht erkannte: Anfängerfehler, fehlendes Handwerk. Das erlernte er erst in den Jahren danach.
Im Talk mit Sebastian Sonntag erzählt Sebastian Fitzek, warum es auch gut sein kann, ohne Vorerfahrung loszulegen, warum sein neuestes Buch kein Thriller ist, wann der Buchautor seinem Bauchgefühl folgt und wann er es lieber nicht macht. Einfach oben auf den Playbutton klicken.