Die Hose, die vor der Pandemie noch passte, ist jetzt zu klein. So geht es vielen von uns, und die eine oder der andere fühlt sich seitdem – oder auch grundsätzlich – nicht wohl mit dem eigenen Gewicht. Wie wir ein gutes Körpergefühl finden, darüber reden wir in der Ab 21.
Josi hat früher 130 Kilo gewogen, zwischendurch 60 Kilo abgenommen und sagt heute: Ein gutes Körpergefühl hat nichts mit Gewicht zu tun. "Ich habe festgestellt: Alle Diäten dieser Welt können mir nicht dabei helfen, mit mir selbst glücklich zu sein", erinnert sich die 29-Jährige.
Seitdem nimmt Josi sich viel Zeit für Selbstfürsorge, indem sie mehr rausgeht, ihre Gedanken aufschreibt, sich mit mehr Leuten trifft. "Dann hat es langsam angefangen, dass ich wirklich gelernt habe, mich wertzuschätzen." Deshalb gehört für Josi zur Body Positivity nicht nur der Körper, sondern auch der Verstand dazu.
"Ich habe immer nur gesehen: Ich bin die Dicke. Aber ich bin ja nicht nur die Dicke. Ich bin so viel mehr."
Mario hatte in seiner Schulzeit Angst, in der Öffentlichkeit zu essen, weil ihm die Blicke und sein Aussehen unangenehm waren. Inzwischen ist ihm das egal. "Ich habe gelernt, damit zu leben", erzählt Mario heute. Der Weg zu einer selbstbewussten Einstellung sei aber ein langer Prozess gewesen, bei dem auch Dating eine wichtige Rolle gespielt habe, sagt Mario.
Selbstliebe ist ein Prozess
Übergewicht ist immer noch stark mit negativen Vorurteilen wie Disziplinlosigkeit oder Rücksichtlosigkeit bezüglich der Gesundheit besetzt – obwohl viele Menschen in Deutschland übergewichtig oder fettleibig sind, sagt Friedrich Schorb, der zu Gewichtsdiskriminierung forscht.
Dabei seien Körper sehr komplex, sodass die Ursache für Übergewicht oft nicht auf einen bestimmten Grund reduziert werden könne. Im Podcast erklärt der Soziologe, warum Body Positivity zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, wir aber noch viel für eine gewichtsdiskriminierungsfreie Gesellschaft tun müssen.
Wissenswertes über Körpergewicht
- 40 Prozent der Menschen in Deutschland haben während der Corona-Pandemie an Gewicht zugelegt. Das zeigt eine Umfrage der TU München. Im Durchschnitt lag die Gewichtszunahme bei 5,6 Kilogramm. Bei Übergewicht steige zudem das Risiko für eine Covid-19-Erkrankung, sodass ein Teufelskreis entstünde – denn die Pandemie fördere besonders die Gewichtszunahme bei Menschen mit einem erhöhten BMI, so die Forschenden.
- Zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig, so das Robert-Koch-Institut. Ein Viertel aller erwachsenen Personen in Deutschland sind stark übergewichtig, also adipös. Laut einem OECD-Bericht kann fast jeder fünfte Todesfall auf schlechte Ernährung zurückgeführt werden.
- 18 Millionen Menschen in Deutschland haben einen großen oder sehr großen Wunsch, abzunehmen, so die Verbrauch- und Medienanalyse 2021. 29 Millionen sind hingegen kaum oder gar nicht an Gewichtsabnahme interessiert.
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