Cybermobbing kann Betroffene fertig machen. Doch hinter den Attacken stecken manchmal die Gemobbten selbst - aus Hunger nach Aufmerksamkeit.

Ein Fall von Cybermobbing ging 2013 durch die Schlagzeilen: Die 14-jährige Hannah aus England sah sich massivem Mobbing auf dem Online-Portal ask.fm ausgesetzt. Wenig später nahm sich das Mädchen das Leben. Forderungen nach Schließen der Plattform wurden laut. Doch dann stellte sich heraus: Fast alle Attacken stammten von Hannah selbst.

Die Psychologin Elisabeth Englander forscht zu dem Phänomen Selbstmobber, auf Englisch self-cyberbullying. Ihre Studie hat ein erstaunliches Ergebnis ermittelt: 15 Prozent der befragten Jugendlichen geben zu: "Ja, ich habe mich im Internet schon mal selbst gemobbt".

"The primary reason was that they wanted someone to worry about them."
Elisabeth Englander, Psychologin am Massachusetts Aggression Reduction Center

Grund für das Selbstmobbing ist das Verlangen nach mehr Aufmerksamkeit von Gleichaltrigen, Freunden oder Mitschülern, sagt Elisabeth Englander. Psychologe Jan Pfetsch von der TU Berlin vermutet, dass einige Selbstmobber auch erst einmal die Reaktionen anderer auf das Mobbing testen wollen.

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Treten diese Selbst-Mobbing-Attacken wiederholt auf, könnte das auch ein Hinweis darauf sein, dass sich dahinter indirekt eine Aufforderung die Erwachsenen richtet: Helft mir! Doch die inszenierten Attacken aufzudecken, ist schwierig. Denn Eltern und Lehrer haben meist keine Erfahrung mit Selbstmobbing.

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Shownotes
Selbstmobber
Hunger nach Aufmerksamkeit
vom 01. Januar 2015
Moderator: 
Markus Dichmann
Autor: 
Johannes Döbbelt