Die Diskussionen um den Wutausbruch von Serena Williams im US-Open-Finale gehen nach dem Abschluss des Turniers weiter. Vor allem geht es auch um die Frage: Werden Männer und Frauen im Tennis ungleich behandelt?
Ausgangspunkt der aktuellen Diskussion ist das Frauenfinale der US Open am Samstag (8. September 2018): Auf dem Platz in New York stehen sich die Japanerin Naomi Osaka und US-Amerikanerin Serena Williams gegenüber. Die Punktentscheidungen trifft der portugiesische Schiedsrichter Carlos Ramos. Naomi Osaka gewinnt im ersten Satz 6:2, im zweiten Satz 6:4. Carlos Ramos verwarnt Serena Williams insgesamt dreimal wegen Coaching, Schlägerzertrümmern und wegen unsportlichen Verhaltens. Ramos spricht Osaka deswegen zunächst einen Punkt und später ein ganzes Spiel zu. Osaka gewinnt als erste Japanerin ein Grand-Slam-Turnier. So die nüchterne Zusammenfassung. Inzwischen spricht aber kaum noch jemand über die Gewinnerin Naomi Osaka, stattdessen ist eine Diskussion über Sexismus im Tennis entbrannt.
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wirft Serena Williams dem Schiedsrichter Diskriminierung und Sexismus vor. Sie sagt, ein Tennispieler wäre in der gleichen Situation nicht so hart bestraft worden.
Es gibt durchaus Sexismus im Tennis – das Finale der US Open gehört nicht dazu
Tim Brockmeier hat als Reporter von den US Open berichtet. Seine Meinung zu dem Vorfall: Einerseits findet Brockmeier, dass Serena Williams großer Respekt gebührt, weil sie sich schon lange für die Gleichberechtigung einsetze. Gleichzeitig sagt er aber auch: "In dem Fall hat sie deutlich überzogen. Sie hat sich komplett daneben benommen auf dem Platz und hat das dann versucht am Schluss zu überdecken mit einer Sexismusdebatte."
"Egal, ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß, dick oder dünn – das hätte er in jedem Fall gemacht."
Sie habe für drei klare Regelverstöße drei völlig konforme Strafen bekommen – von einem Schiedsrichter, der sehr kleinlich und sehr streng sei, aber auch sehr integer und sehr angesehen. Auch Serena Williams kenne ihn bereits seit Langem.
Tim Brockmeier weiß aber auch, dass es andere Beispiele im Tennis gibt, bei denen es durchaus angebracht wäre, über Sexismus zu diskutieren. Zum Beispiel gebe es Turniere, bei denen die Preisgelder für Männer viel höher sind als die für Frauen. Dann gab es vor einigen Wochen den Fall einer Französin – auch bei den US Open – die sich auf dem Platz umgezogen hat. "Da war ganz kurz ein ganz normaler Sport-BH zu sehen. Dafür ist sie bestraft worden", sagt der Reporter. Die Strafe sei zwar kleinlaut zurückgenommen worden, sie sei aber auch völliger Unsinn gewesen. Männer würden häufig minutenlang mit nacktem Oberkörper rumsitzen, wenn sie ein frisches Shirt anziehen. Und da würde sich niemand beschweren. Auch beim Einsatz von Schiedsrichtern seien viel mehr Männer als Frauen auf dem Platz. Das alles seien Themen, über die geredet werden müsse.
"Es gibt sicherlich auch schwarze Schafe bei Schiedsrichtern, aber in diesem Fall war das nicht der Fall."
Auch auf der Seite der Medien könne etwas getan werden, sagt der Journalist. Es gebe zum Beispiel Journalisten, die sich über das Aufschlag-Stöhnen bei Frauen auslassen, während es bei Männern als völlig normal hingenommen werde. Tim Brockmeier findet, es gibt einiges zu besprechen, wenn die Gleichberechtigung im Tennis thematisieren will. Aber der konkrete Fall im Finale der US Open gehöre nicht dazu.
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