Eigentlich wollte sie ein Schuhgeschäft eröffnen. Dann hat Annerose Koschinksi aber nach der Wende ihre Berliner Gartenlaube umgebaut und statt eines Schuhgeschäfts einen kleinen Sex-Shop gestartet.
Die Frage ist natürlich: Warum braucht es einen Sexshop in der Gartenlaube? "Die gab's ja vor der Wende nisch", erklärt Annerose Koschinski kurz und bündig. In der DDR waren solch sündige Geschäfte nicht erlaubt. Und als die Mauer fiel, witterte Annerose gemeinsam mit ihrem Mann die Chance, entschied sich gegen das geplante Schuhgeschäft und für den Sexshop. Der Name war schnell gefunden: Röschens Intimvitrine.
Im fast schon dörflichen Berliner Stadtteil Malsdorf, mitten im Wohngebiet in der Nähe zu Schule und Altersheim, stießen sie also in die Marktlücke. Einfach war das am Anfang nicht, es hat die frische Unternehmerin erstmal richtig viel Überwindung gekostet. "Ich geh' in keen FKK und dann sowas", gesteht Annerose Koschinski. "Um Gottes Willen, hier stehste nur mit rotem Kopf."
Sexshop? Alles ganz entspannt
25 Jahre später ist das überhaupt kein Thema mehr. Sie sieht das deutlich entspannter und auch die Stimmen, die sich Sorgen um die möglicherweise dubiose Kundschaft gemacht haben, sind still geworden. "Wenn wir ein Bordell hätten, dann hätten wir wohl Probleme bekommen", sagt sie.
"Die Nachbarn trauen sich auch rein! Also weniger dass sie jetzt einen Vibrator, 'ne Muschi oder 'ne DVD kaufen, aber Scherzartikel gehen schon."
Ein Problem, dass Annerose aber doch hat: Ihr Erotikshop wird immer wieder missverstanden und für ein Bordell gehalten, käufliche Liebe gibt es bei ihr aber nicht. Möchtegern-Freier schickte sie früher statt dessen ein paar Straßen weiter in den richtigen Puff. Der hat inzwischen dicht gemacht. Und auch im Röschens Intimvitrine läuft es nicht immer gut: Viele Kunden kaufen lieber im Netz ihre Vibratoren, Masken und Sexspielzeuge. Die Beratung von Annerose bekommen sie dort allerdings nicht.