Bestimmte Posen wie der Broken Back, bei denen sich die Comic-Figuren so verdrehen, dass sie Hintern und Brüste zeigen, sind in Comics zur Gewohnheit geworden. Einige Leser kritisieren die sexualisierten Comic-Figuren. Auch Comic-Zeichnerin Sarah Burrini könnte auf die Sexy-Posen gut verzichten.
"Man zensiert sich gleich im Denken, wenn man Frauen im Comic nicht auch überzeichnet und sexualisiert darstellen kann und will", kommentiert Deutschlandfunk-Nova-Hörerin Christine bei Facebook. Damit kritisiert sie das Gespräch über Geschlechterklischees in Comics, das wir gesendet haben. In die Diskussion hat sich auch Comic-Zeichnerin Sarah Burrini eingemischt.
Sexualisierte Posen und Figuren zu überdenken, hält Sarah nicht für eine innere Zensur, die den Comic-Zeichner dazu zwingt, nur noch prüde Comics zu zeichnen. Die Überzeichnung der Körper gehört zum Comic dazu, sagt Sarah. Nur sollte sich jeder Zeichner bei Posen wie der Broken-Back-Pose fragen, welchen Effekt er damit erzielt. Aus Sicht von Sarah ist dieser ganz klar: Es geht um die Sexualisierung.
"Hey, es sind Comics und natürlich soll man Körper überzeichnen können, aber man sollte sich fragen: Welcher Effekt wird damit inszeniert? Und das ist die Sexualisierung."
Zeichner von Superhelden-Comics ist es heutzutage oft nicht mehr klar, für welche Zielgruppe sie zeichnen, denn die Leser können Kinder, Frauen, Männer, jung oder alt sein. Die Zielgruppe habe sich durch die Jahrzehnte so gemischt, dass Marvel und TC selbst nicht mehr wüssten, für wen sie die Comics machen, sagt Sarah.
In manchen Comics gebe es extrem sexualisierte Figuren, andere wirken dagegen wirken extrem bieder, meint Sarah.
"Manche Figuren dürfen auch nicht nackt zusammen zu sehen sein wie in irgendwelchen bizarren Catwoman und Batman Liebesszenen, in denen beide noch das Kostüm anhaben."
Es gebe traditionell eine männlich dominierte Comic-Leserschaft, die knapp bekleidete Superhelden sehen möchte, sagt Sarah. Aber genau da setzt Sarah an und fragt sich, ob die Leser denn immer nur das gleiche wollen oder ob sie mit ihren Zeichnungen Denkanstöße geben kann.
Sarah hat das Nerdgirl entworfen, das in ihren Abenteuern zum Beispiel gegen Tofuvergiftung ankämpft. Dabei konzentriere sie sich in ihren Zeichnungen mehr auf das Humoristische und Satirische. "Diesen Heldenaspekt, den ziehe ich eher durch den Kakao", sagt Sarah.
Zwar erkennt Sarah auch an, dass es eine Weiterentwicklungen bei den Superheldinnen gibt, aber sie kritisiert, dass das Angebot längst noch nicht ausgewogen sei. Zwar gilt Captain Marvel als das Vorzeigebeispiel einer neunen Superheldin, daneben gebe es aber immer noch viele traditionelle Figuren, sagt Sarah.
- Geschlechterklischees in Comics | Supermaskuliner Typ in Ganzkörperstrumpfhose, dazu sexy Babes, deren Hauptzweck es ist, dem Leser Po und Busen entgegenzustrecken. Über diese Geschlechterklischees in Comics regen sich nicht nur weibliche Comiczeichner auf.
- Bloody Nasreen | Ohne Kopftuch, mit Zigarette und großer Pistole: Die Comicfigur Bloody Nasreen schießt sich durch die Unterwelt von Pakistan - und durch die Männerwelt. Nur gedruckt wurde ihre Geschichte bisher nicht.
- Superheldinnen für Mädchenpower | Unsere Comic-Helden treten gegen Bösewichte an, die die Weltherrschaft anstreben. Im äthiopischen Cartoon Tibeb Girls kämpfen drei Superheldinnen für junge Mädchen - gegen Kinderheirat und Benachteiligung.