Infektionen mit Chlamydien gehören laut der Europäischen Gesundheitsbehörde zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Die Fälle solcher sexuell übertragbaren Krankheiten – kurz STI – in Deutschland steigen, sagen Ärztinnen und Ärzte. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kennt aber gerade mal jede(r) Zehnte Chlamydien. Oft bleibt eine Infektion nämlich unbemerkt.

Genaue Zahlen zu Infektionen mit Chlamydien in Deutschland gibt es nicht. Denn: bis 2022 waren Fälle nicht meldepflichtig. Mit Ausnahme von Sachsen. Dort wurde ein starker Anstieg verzeichnet, sagt Viviane Bremer, Fachgebietsleiterin für HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen am Robert-Koch-Institut (RKI). Deswegen gehen Ärzte und Ärztinnen davon aus, dass das überall in Deutschland so ist. Anonymisierte Labortests des RKI zeigen: Jedes zehnte Mädchen im Alter von 17 Jahren und jede fünfte Frau zwischen 20 und 24 Jahren hat Chlamydien. Zu den Betroffenen gehören aber auch Männer.

Übertragung von Chlamydien

Chlamydien sind Bakterien, die sich beim ungeschützten Vaginal-, Anal- und Oralverkehr übertragen können. Möglich ist beispielsweise auch eine Schmierinfektion. Dazu kann es kommen, wenn Leute etwa dasselbe Sexspielzeug benutzen. Häufig bemerken wir aber gar nicht richtig, dass wir uns Chlamydien eingefangen haben. "Deshalb sind sie auch auf dem Vormarsch, weil die Symptome nicht so stark sind", sagt Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie in Berlin-Neukölln.

Mögliche Anzeichen bei einer Infektion mit Chlamydien sind:

  • ungewöhnlicher Ausfluss
  • Juckreiz
  • Brennen
  • Schmerzen beim Sex oder beim Toilettengang

Dass die Symptome so mild sind, liegt laut Mandy Mangler daran, dass wir alle ganz solide Immunsysteme haben und der Körper eine Infektion mit Chlamydien ganz gut in den Griff bekommt.

"Dann breitet die [Infektion] sich so ein bisschen lokal aus, aber geht eben nicht auf den ganzen Körper richtig über. Und dann geht sie auch schon meistens wieder weg."
Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie in Berlin-Neukölln

Trotzdem schwerwiegende Folgen möglich

Laut der Deutschen Aidshilfe kann eine Chlamydien-Infektion in die Gebärmutter, Eileiter und Bauchhöhle wandern und dort Entzündungen hervorrufen. Fieber, starke Regelblutungen oder Zwischenblutungen sind möglich. In manchen Fällen sind die Folgen schwerwiegender: Es kann zu Unfruchtbarkeit, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaften kommen.

"Es kann zu Verklebungen kommen im Hoden- und im Bauchraum, an den Eileitern bei Frauen. Und diese Verwachsungen oder Verklebungen, die können eben zum Beispiel Probleme dann beim Kinderwunsch ergeben."
Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie in Berlin-Neukölln

Ein erhöhtes Risiko sich mit Chlamydien anzustecken besteht, wenn jemand häufig die Sexualpartner wechselt. Kondome können schützen, sicher verhindern lässt sich eine Infektion durch sie aber nicht. Hilfreich ist es, sich auf Chlamydien testen zu lassen. Bis zum 25. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen die Kosten dafür bei gesetzlich Versicherten. Auch bei einem konkreten Verdacht auf Chlamydien ist das der Fall. Tests sind zum Beispiel bei Ärztinnen und Ärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Urologie möglich.

Shownotes
Sexuell übertragbare Krankheit
Deshalb solltet ihr euch auf Chlamydien testen lassen
vom 04. März 2024
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie in Berlin-Neukölln