Wie aus dem Nichts ist plötzlich ein Shitstorm da. Laut einer Studie liegt es mit daran, dass die sozialen Medien vor allem empörende Likes und Shares unterstützen.
Eine rassistische Äußerung, Bilder von Tierquälerei oder ein Lacher eines Politikers in einem unpassenden Moment – es gibt viele Dinge, die in uns Emotionen und manchmal auch Empörung wecken. Dass sich diese Empörung vor allem in den Sozialen Netzwerken so rasant beschleunigen kann, liegt laut einer neuen Studie der Yale University an den Sozialen Netzwerken selbst - genauer gesagt am Design der Sozialen Netzwerke. Empörende Sprache und Verhalten werden mit mehr Likes und Shares belohnt als beschwichtigende Posts oder Gegenrede.
"Wer sich stärker aufregt, einen schärferen Ton anschlägt oder mehr Empörung zeigt als andere, dessen Post wird auch eher gelikt oder geteilt."
Das führe dann laut der Forschenden dazu, dass die Menschen auch danach mehr dazu neigten, auf empörende Sprache und empörendes Verhalten im Netz zurückzugreifen, erklärt Deutschlandfunk Nova-Reporterin Anne Tepper. Es wirkt auf Nutzerinnen und Nutzer wie eine Art Belohnungssystem.
Radikale bleiben von mehr Likes eher unbeeinflusst
Dafür haben die Forschenden zu verschiedenen kontroversen Debatten auf Twitter insgesamt 13 Millionen Tweets von 7000 Nutzerinnen und Nutzern analysiert. Begleitend dazu haben die Forschenden Verhaltensstudien mit Social-Media-Nutzenden aus dem einerseits radikalen und andererseits politisch moderaten Spektrum durchgeführt.
Zwar reagierten dabei die radikalen Nutzerinnen und Nutzer deutlich empörter in ihren Tweets als die gemäßigten, jedoch hatte das Liken und Teilen kaum einen Einfluss auf das Nutzungsverhalten der Radikalen.
Ganz anders war das bei den moderaten Nutzerinnen und Nutzern. Bei ihnen sorgten Likes und Retweets dafür, dass sich ihr Empörungsverhalten mit der Zeit immer weiter verstärkte. Für die Forschenden sei das eine Erklärung dafür, wie es passieren kann, dass sich gemäßigte Gruppen mit der Zeit immer mehr radikalisieren.
Soziale Netzwerke sind keine neutralen Plattformen
Ob Like-Funktionen deshalb besser abgeschafft werden sollten, dazu äußern sich die Forschenden in ihrer Studie nicht. Grundsätzlich sei Empörung nichts schlechtes und könne beispielsweise den Blick auf Missstände leiten und so zu Verbesserungen führen. Allerdings sollten wir uns bewusst machen, dass die Sozialen Netzwerke durch die Belohnungsfunktion indirekt steuern, wie Debatten geführt werden.
"Man muss im Blick haben, dass Like- oder Teilfunktionen viel dazu beitragen, wie Debatten verlaufen."
Deshalb seien die Sozialen Netzwerke keine neutralen Plattformen, auf denen sich Menschen ganz neutral über bestimmte Themen austauschen. Das sollte laut der Forschenden vor allem die Politik im Blick haben, wenn es darum geht, wie sehr die Netzwerke reguliert werden sollten.