Was muss ein Fahrradhelm können? Das klingt banal, ist es aber nicht. Denn die unschönen Kopfbedeckungen können und sollen uns bei einem Unfall das Leben retten. Und da ist das Material ganz schön gefordert.

Forscher vom MIT in Boston haben sich bei der Suche nach dem perfekten Fahrradhelm die Materialstruktur von Muscheln zum Vorbild genommen und ein bisschen mit ihrem 3D-Drucker herumexperimentiert. Das Geheimnis der Schale der Weichtiere: Sie besteht aus einer Zickzackstruktur und ist deshalb besonders unempfindlich gegen Stöße. 

Grundsätzlich gilt beim Fahrradhelm: Er muss natürlich stabil sein, sagt Reiner Metzger, journalistischer Leiter bei der Stiftung Warentest. Er sollte aber auch dämpfen, wenn wir bei einem Unfall mit dem Kopf auf eine harte Fläche knallen. Zwischen uns und dem Asphalt ist dann nur noch der Helm, der auch als Knautschzone dienen muss. Auch wenn der Helm nicht wie eine Eierschale bersten soll, ist also viel entscheidender, dass ein Helm den Aufprall abfedert. Das Material der Wahl ist hier meist expandiertes Polystyrol – eine fancy Bezeichnung für Styropor. 

Mit 20 km/h gegen die Wand

Bei der Entwicklung von neuen Helmen stellt sich immer die Frage, wie gut sich ein neues Material mit anderen kombinieren lässt. Und dann wird der Helm getestet. Dafür knallt der Kopfschutz mit 20 Kilometern pro Stunde auf eine Platte – schräg oder frontal. Dabei wird mit Sensoren über einen Prüfkopf gemessen, wie stark der Schlag auf das Gehirn gewesen wäre. Ein Test, bei dem viel Material verschlissen wird. Denn wenn ein Helm einmal einem Sturz ausgesetzt war, ist er reif für die Mülltonne. Und das gilt nicht nur fürs Labor. Reiner Metzger rät ausdrücklich, nach jedem Sturz einen neuen Helm anzuschaffen – auch weil feine Haarrisse mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. 

"Wenn ein Helm dummerweise so gefallen ist, dass sich ein Haarriss bildet, sehen sie das dem Helm nicht an."
Reiner Metzger, journalistischer Leiter bei der Stiftung Warentest

Schnell noch das Einmaleins eines guten Fahrradhelms: Er muss passen, was selbstverständlich klingt, aber gar nicht so einfach ist, weil jeder Kopf anders geformt ist. Und dann solltet ihr noch darauf achten, dass sich ein Helm nicht ständig verstellt, wenn ihr ihn einmal eingestellt habt. Und eine gute Nachricht für alle Style-Radler, die in der Stadt gerne auf das Model Tour de France verzichten wollen: Auch moderne Helme, die an den Seiten etwas heruntergezogen sind, machen im Test oft einen guten Eindruck.   

Shownotes
Fahrradhelm
Harte Schale ist nicht alles
vom 30. Mai 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Reiner Metzger, journalistischer Leiter bei der Stiftung Warentest