Trotz Klimawandel und Schnee-Problemen strömen noch genug Touristen in die Skigebiete. Manche Orte bemühen sich um Nachhaltigkeit. Eine Fiktion.
Thomas Bausch von der Hochschule München erforscht den Tourismus: 2016 hat er eine Studie zum Wintertourismus herausgegeben. Obwohl in der Alpenregion der Klimawandel deutlich spür- und sichtbar ist, strömen immer noch viele Skitouristen nach Ischgl, St. Anton oder Sölden in Tirol.
Technisierung in den Skigebieten schreckt manche Touristen ab
Von einem Boom möchte der Tourismusforscher nicht sprechen. Er beobachte eher, dass beispielsweise die Aufstiegsanlagen ausgebaut werden und an jeder Piste Beschneiungsanlagen stehen. Ungefähr zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro wurde in Tirol in den vergangenen zehn Jahren in diese Ausstattung investiert, sagt der Tourismusforscher.
Gerade diese Schneekanonen führten den Skifahrern aber vor Augen, dass diese Art des Wintersports nicht mehr natürlich ist, sagt Thomas Bausch.
Touristen meiden Skigebiete
Gäste, die nicht nur wegen des Skifahrens, sondern auch wegen der Erholung und der Landschaft kommen, nehmen immer deutlicher wahr, dass die Landschaft durch die Technisierung und den Skitourismus leide. Diese Wahrnehmung würde bei einigen dazu führen, dass sie sich andere Urlaubsorte aussuchen.
"Gäste, die nicht nur wegen des Skifahrens kommen, fühlen sich weniger wohl, weil sie wahrnehmen, dass die Landschaft unter dem Tourismus leidet. Hinzu kommt der Klimawandel, sodass sie dieses echte Wintererlebnis in den Skiorten nicht mehr haben."
Thomas Bausch hat aber nicht nur die Skiregionen untersucht, sondern auch die Skitouristen befragt. Nach wie vor gäbe es die Gruppe Wintertouristen, die einfach nur Skifahren und Schnee will und ihr Augenmerk auf ein tolles Skigebiet, leistungsfähige Bergbahnen und Schneesicherheit legt.
Wunsch nach mehr als Skifahren
Daneben gibt es eine Gruppe von Wintertouristen, die eine Mischung bevorzugt und für die Skifahren nicht alles bedeutet. Für diese Gruppe spielt die Wintererholung in den Bergen und eine unverbaute Landschaft eine ebenso wichtige Rolle, erklärt Thomas Bausch.
Nachhaltiger Skitourismus ist eine Fiktion
Nachhaltiger Skitourismus ist aus Sicht des Tourismusforschers kaum möglich. So können zwar die Hot Spots des Skitourismus wie Ischgl, Sölden oder St. Anton die technischen Anlagen für die Wintersportart unter ökologischen Gesichtspunkten betreiben. Sie können etwa mit regenerativen Energien für die Bergbahnen oder die Beschneiung in den Wasserkreislauf integrieren und umweltfreundliche Unterkünfte bauen. Diese Bemühungen um Nachhaltigkeit werden die Touristen aber an den gestiegenen Preisen spüren.
"In dem Moment, wo wir lange Distanzen zu überwinden haben, um Tourismus zu betreiben, ist die Nachhaltigkeit eine Fiktion."
Das Problem der Mobilität ist damit aber nicht gelöst. Für die Anreise verbrauchen die meisten Touristen fossile Brennstoffe. Hinzu kommt, dass Skigebiete mit Flugreisen aus Großbritannien, Skandinavien bis hin nach Israel werben. Das wiegt schwer in der Öko-Bilanz.
Wer trotzdem Skifahren will, sollte:
- Mit der Bahn anreisen
- Skier und Ausrüstung vor Ort mieten
- Nachhaltige Unterkunft aussuchen, die Produkte aus der Region einsetzt, das Gebäude nach bau-biologischen Gesichtspunkten gebaut hat, regenerative Energien nutzt
- Ort auswählen, der regionale Kultur berücksichtigt.
Thomas Bausch sagt, dass es in Südtirol im Pustertal verschiedene Hotels gäbe, die auf Nachhaltigkeit großen Wert legten. In den Orten stehe auch nicht der Massentourismus im Mittelpunkt, sondern die Traditionen und die Gastronomie in Südtirol.
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