Es klingt verlockend: ein schnelleres Smartphone und mehr Speicherplatz. Doch die meisten sogenannten "Cleaner Apps" halten nicht, was sie versprechen, sagt unser Reporter Nico Rau.

Cleaner Apps sind beliebt. Millionenfach laden Nutzer sie aus den App-Stores herunter. Das Konzept der Apps: Sie räumen den Cache, also den temporären Arbeitsspeicher, und den Arbeitsspeicher (Random-Access Memory, kurz RAM) auf. Außerdem versprechen die Macher, die Leistung des Smartphones zu verbessern, indem sie versteckten Datenmüll löschen, der überbleiben soll, wenn wir Apps deinstallieren. Und auch der Download-Ordner soll sich mit den Apps löschen lassen.

"Es gibt Tausende solcher Apps in den App-Stores, sie kommen bei den Nutzern gut an und werden millionenfach heruntergeladen."
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova

Doch unser Reporter Nico Rau sagt: Cleaner Apps sind meist total unsinnig. Oft löschten die Apps nämlich Dateien, die zwar im Hintergrund laufen, aber unter Umständen von einer anderen App benötigt werden.

Dateien, die im Cache liegen, sind nicht überflüssig

Apps legen im Cache, dem temporären Arbeitsspeicher, Dateien ab, die sie heruntergeladen haben. Diese Dateien werden dort zwischengelagert, weil es sich um Informationen handelt, die die App immer wieder benötigt - und deswegen ein schneller Zugriff sinnvoll ist.

Das können Profilbilder von Freunden bei Whatsapp sein, Youtube-Videos oder auch Log-in-Daten. Wenn die Daten im Cache liegen, muss das Smartphone diese Informationen nicht jedes Mal aus dem Netz laden. Das schont das Datenvolumen und die Akkulaufzeit.

Wenn der RAM gelöscht wird, muss die App komplett neu starten

Unser Reporter Nico Rau sagt, dass viele Cleaner Apps uns außerdem weismachen wollten, dass 80 Prozent des Arbeitsspeichers, also des RAM, schon belegt seien, und dass dadurch unsere Smartphones angeblich langsamer werden würden. Die Cleaner Apps empfehlen also, den RAM zu leeren, um das Smartphone wieder auf Touren zu bringen. Das Problem dabei: Wir müssen die Apps komplett neu starten, wenn der RAM gelöscht wird. Das kostet viel Zeit und Akkuleistung – ist also nicht zu empfehlen.

Intelligente Speicherverwaltung löscht Apps automatisch aus dem Arbeitsspeicher

Auch Apps, die im Hintergrund laufen, sollten wir nicht einfach löschen. Die Betriebssysteme Android oder iOS haben eine intelligente Speicherverwaltung, die Apps automatisch aus dem Arbeitsspeicher entfernt, wenn wir sie länger nicht mehr verwendet haben. So wird Platz für Daten geschaffen.

Wer Platz schaffen will, muss Bilder und andere Dateien löschen

Wer wirklich Platz auf seinem Smartphone schaffen möchte, muss – so schwer uns das vielleicht auch fällt – Apps, Bilder, Videos und Dateien löschen. Oder auch Chats in den verschiedenen Messengern.

Sinnvoll kann es auch sein, den kompletten Download-Ordner zu löschen. Bei Android-Smartphones geht das relativ einfach: Einfach auf die App "Eigene Dateien" klicken und den Download-Ordner löschen, den wir dort vorfinden. So lassen sich bis zu 100 Megabyte Platz freiräumen.

Kostenlose Apps sammeln oft persönliche Daten

Und noch ein Tipp: Nicht ganz unbedarft an die Cleaner Apps herangehen. Manche von ihnen sind zwar kostenlos. Eine Studie des Europäischen Zentrums für Wirtschaftsforschung in Mannheim hat aber gezeigt, dass kostenlose Apps oft vergleichsweise viele Nutzerdaten von unseren Smartphones sammeln. Generell sollten wir bei der Installation von solchen Apps genau darauf achten, welche Berechtigungen die jeweilige App einfordert, und worauf sie auf unserem Handy zugreifen möchte.

Zugriff auf Standort und Kontakte

Dass Cleaner Apps auf unsere Dateien zugreifen wollen, um diese zu analysieren und anschließend zu löschen, ist notwendig. Einige der Cleaner Apps möchten aber außerdem auf unsere Kontakte zugreifen und unseren Standort orten, sagt unser Reporter Nico Rau. Das sind Informationen, die eine Cleaner App nicht benötigt, um das Smartphone aufzuräumen.

Shownotes
Das Smartphone aufräumen
Cleaner Apps versprechen viel, helfen aber selten
vom 03. März 2020
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova