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Stellt euch vor, euer Handy würde schneller atmen oder es hätte Herzklopfen, wenn eine Nachricht ankommt. Oder es würde sich auch mal weigern, von euch in die Hand genommen zu werden, weil ihr euch grad mal wieder zu viel damit beschäftigt habt. Oder euer Smartphone würde euch ganz einfach mal klar machen, was es von euch hält. Utopisch? Nein, es gibt solche Geräte. Der Designforscher Fabian Hemmert baut sie. Er erforscht damit die Zukunft von Handys und die Zukunft unserer Beziehung zu ihnen.

Mit unseren Handys verbringen wir mitunter mehr Zeit als mit Freunden oder Verwandten. Und was fühlen wir dabei? So gut wie nichts. Sie sind im Grunde leblose, gefühllose Objekte. Nur Mittel zum Zweck. Und wir für sie? Kaum mehr als Fingerkuppen, Ohren und Augen. Schade, findet der Designforscher Fabian Hemmert. Das Fühlen sollte eine viel größere Rolle spielen in unserer Beziehung zu Smartphones - oder wird es spielen, so seine Vorhersage. Er ist überzeugt: Das Digitale und das Analoge werden immer mehr verschmelzen, und das sei nur konsequent.

"Unser Körper versteht digitale Daten wie physikalische Substanz. Wie wäre das, wenn man das mal wörtlich nimmt?"
Fabian Hemmert, Designforscher

Fabian Hemmert hat Mediengestaltung und Interface-Design studiert, parallel für Nintendo und Marvel gearbeitet, hat im Fach Ingenieurwissenschaften promoviert und arbeitet jetzt als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Design Research Lab der Berliner Universität der Künste. Er entwirft dort Handys, die zum Beispiel atmen oder etwa ihr Gewicht verlagern, um uns intuitiv in eine Richtung zu steuern, also Geräte, die irgendwie lebendig wirken. Gut, es sind noch etwas klobige Modelle, aber die Richtung ist klar.

"Ich würde mich freuen, wenn der Umgang mit dem Digitalen den Körper als Ganzes und das Fühlen, das Fingerspitzengefühl, mehr integrieren würde."
Fabian Hemmert, Designforscher

So will er herausfinden, wie das Smartphone der Zukunft aussieht und wie sich unserer Beziehung zu unseren Handys entwickeln wird. Die Haptik, das Fühlen spielt für ihn dabei eine zentrale Rolle. Denn digitale Information, so seine These, übersetzt unser Körper in tatsächliche physikalische Substanz, um sie begreifen zu können.

"Ich glaube, das wir in Zukunft entspannter werden sollten was diese Beziehung zu Technik angeht."
Fabian Hemmert, Designforscher

Manchmal klingt er dabei wie ein Paartherapeut: Wir sollten entspannter werden in unserer Beziehung zur Technik, sagt er dann etwa. Oder: Wir sollten auch mal loslassen und unabhängiger werden, damit wir mehr Raum haben, wir selbst und kreativ zu sein. Denn der Feind sei nicht die Technik, sondern eigentlich seien wir es, die ständig den Impuls hätten, aufs Handy schauen zu müssen. Er selbst gibt zu, dass seine Beziehung zu seinem Smartphone kompliziert ist, sein Handy verfrachte ihn immer wieder in eine Art Zombie-Modus. Deshalb müsse es nachts auch im Wohnzimmer "schlafen".

"Es stellt sich die Frage: Brauchen wir Geräte, die uns dabei helfen, sie in Ruhe zu lassen?"
Fabian Hemmert, Designforscher

Gleichzeitig aber bastelt er aber an Modellen, die uns durch das Fühlen näher an die Technik bringen. Ein Widerspruch? Nein, meint Hemmert. Schließlich will er mit seinen Modellen nicht markttaugliche Geräte entwickeln, sondern im Experiment verstehen, wohin sich Handys und Handynutzer entwickeln werden.

Wie er in seinem Labor arbeitet, welche Thesen er mit seiner Forschung verfolgt und was er mit seinen Experimenten herausgefunden hat, das erklärt er in seinem Vortrag, den er exklusiv für den DRadio-Wissen-Hörsaal am 11. März 2015 in Berlin gehalten hat. Und ein bisschen aus dem persönlichen Nähkästchen plaudert er auch...

Shownotes
Smartphones
Aber bitte mit Gefühl!
vom 28. März 2015
Redaktion und Moderation: 
Katrin Ohlendorf