Die neue Social Plattform Post.news ist auf Nachrichten spezialisiert und hat ein integriertes Bezahlsystem an Bord. Sie möchte Social-Media-Funktionen und Medien in einer App vereinen – und eine bessere Alternative zu Twitter bieten.
Elon Musk macht mit Twitter mehr oder weniger das, worauf er Lust hat. Dem Image der Plattform als "Ort der freien Meinungsäußerung", das er selbst prägte, hat der Tesla-Chef auf jeden Fall deutlich sichtbare Kratzer verpasst: Gerade erst wurden etwa die Accounts kritischer Journalist*innen von CNN, Washington Post und New York Times gesperrt.
Manche Nutzer*innen denken über Alternativen nach. Neben Tumblr, Hive oder Mastodon gibt es jetzt noch einen neuen Kandidaten, der Twitter Konkurrenz machen möchte: "A Social Platform for Real People, Real News, and Civil Conversations" schreibt Post über sich selbst.
Optisch erinnert Post an Twitter. Die Funktionen gehen aber darüber hinaus:
- Es gibt keine Längenbegrenzung.
- Ihr könnt Links, Zitate und Bilder einfügen.
- Ihr könnt Posts formatieren, also zum Beispiel Worte fett oder kursiv drucken oder auch durchstreichen.
- Ihr könnt einen Post zitieren und eigene Inhalte dazustellen.
Post.news: Mehr als nur Social-Funktionen
Post möchte Social Media und Medien zusammen in eine App bringen. Die App heißt mit vollständigem Namen Post.news – die Plattform positioniert sich als "Zeitung der Zukunft". "Post" wünscht sich, dass User*innen die Plattform nutzen, um qualitativ hochwertige Inhalte weiterzuverbreiten, die uns nicht wütender, sondern schlauer machen. Das soll vor allem über die ausgeprägte Moderation von Inhalten geschehen – also über klare Nutzungsregeln, an die man sich halten muss.
"Der Wunsch: Wir sollen Post.news nutzen, um qualitativ hochwertige Inhalte weiterzuverbreiten, die uns nicht wütender, sondern schlauer machen."
Mehr Moderation als bei Twitter
Post will zum "Ort der zivilen Debatte" werden. Nicht die lautesteten, verrücktesten und aggressivsten Tweets sollen den Traffic bestimmen, sondern die schweigenden 75 Prozent der Leute, die bei Twitter nur lesen, aber selbst schweigen, sollen die App aktiv nutzen.
"Die schweigenden 75 Prozent der Leute, die bei Twitter nur lesen, aber selbst schweigen, sollen Post.news aktiv nutzen."
Ob das gelingen kann, wird sich erst noch zeigen müssen – denn natürlich müssen dann auch genug Menschen die verhältnismäßig dezenteren Inhalte spannend genug finden. Auch ob die Nutzer*innen bei Post – anders wie bei Twitter – der eigenen Filterblase entkommen können, ist unklar.
Finanzierung durch Trinkgelder
Twitter finanziert sich bekanntlich über Werbung. Post will hier andere Wege gehen und hat einen "Tip"-Button eingeführt. Damit können Nutzer*innen einzelne Tweets jeweils mit einer Spende unterstützen – zum Beispiel, weil ihnen der Inhalt wichtig ist oder sie sich bei den Verfasser*innen bedanken wollen. Diese können sich das Geld später in echte Dollar umwandeln und auszahlen lassen. Die Veröffentlichung guter Inhalte könnte sich bei Post also vielleicht auch finanziell lohnen.
"Die Veröffentlichung guter Inhalte kann sich bei Post auch finanziell lohnen."
Mit dem Tip-Button will Post es außerdem Medien ermöglichen, ihre Inhalte direkt auf der Plattform zu verkaufen. Das ist ein ganz anderer Ansatz als der von Google oder Facebook, die die Inhalte in ihren Feeds veröffentlichen, ohne dass die Medien dafür Geld bekommen. Statt eines kompletten Zeitungsabos kann man sich über Post also quasi einzelne Artikel kaufen. Ob dieser Plan aufgeht, muss sich aber auch noch zeigen. Traditionell sind Menschen beim Überangebot im Netz nicht ohne Weiteres bereit, für Inhalte zu zahlen.
Datum für den Launch noch offen
Viele Investoren scheinen an die Idee von Post und ihren Entwickler Noam Bardin zu glauben – viele bekannte Silicon-Valley Investoren wie beispielsweise Twitter-Finanzier Marc Andreesen sind dabei. Die App strebt eine Finanzierung von 250 Millionen Dollar an. Wann sie für die breite Öffentlichkeit offen ist, ist noch nicht bekannt.