Einen halber Kreuzer mehr sollten die Frankfurter 1873 für ihr Bier zahlen. Die Folge: Ausschreitungen auf den Straßen. Soldaten werden losgeschickt, es gibt Tote.

Als die Frankfurter Bierbrauer 1873 beschlossen, zum 1. April den Bierpreis um mehr als 10 Prozent auf 4 1/2 Kreuzer zu erhöhen, rechneten sie nicht damit, dass ihre Entscheidung Auslöser für schwere Krawalle sein würde. 

Eskalation und Militäreinsatz

Am 21. April wurde das Ende der traditionellen Frankfurter Frühjahrmesse auf dem Bleichgarten mit einem Volksfest gefeiert. Der erhöhte Bierpreis und hoher Alkoholkonsum führten schnell zu einer aggressiven Stimmung bei den Besuchern, die innerhalb kurzer Zeit zu einem Aufstand führte. Die Frankfurter Polizei war überfordert, sodass preußisches Militär den Krawall niederschlagen musste. Am Abend des 21. April 1873 waren 20 Tote zu beklagen - darunter eine alte Frau und ein zehnjähriger Junge. 

Proteste getrieben vom Hunger

Hunger und Durst führen auch heute noch zu Aufständen und gewalttätigen Protesten. In der venezuelanischen Hauptstadt Caracas skandierten Demonstranten im Sommer 2016 "Wir haben Hunger!". In vielen Ländern Afrikas gehören Hunger und Durst zum Alltag der Menschen, mitunter wird das Aushungern einer Stadt als "militärische Strategie" eingesetzt.

Außerdem hört ihr in Eine Stunde History:

  • Ralf Hoffrogge, Universität Bochum, erklärt den Pauperismus, der seit dem Ende des 17. Jahrhunderts für viele Menschen in Europa ein Leben in Armut bedeutete. 
  • Martina Engelns beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Lebensmittelpreisen und Protesten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
  • ARD-Korrespondent Alexander Göbel schildert die Lage in vielen Ländern Afrikas, in denen Hunger und Armut den Alltag bestimmen.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erläutert soziale Missstände, die im Süden Deutschlands Anfang des 16. Jahrhunderts zu den Bauernkriegen geführt haben.
Shownotes
1873: Soziale Unruhen
Der Frankfurter Bierkrawall
vom 27. April 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld