Es ist Spargelzeit. Besonders gern wird er mit Salzkartoffeln und Sauce Hollandaise verspeist – oder sollten wir besser sagen "wurde"? 2022 scheint der Spargel zum Ladenhüter zu werden, zumindest der deutsche. Die Nachfrage ist deutlich gesunken. Wir schauen, warum das so ist.
Wie so oft gibt es natürlich mehrere Ursachen. Der Hauptpunkt ist aber wohl der, dass wir im Moment anders einkaufen als sonst. Das liegt an der aktuellen politischen Lage.
Von der Corona-Pandemie habe die Spargel- und Erdbeerbranche noch profitiert, sagt Fred Eickhorst, der Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer. Weil die Menschen bewusster und regionaler eingekauft und sich etwas gegönnt haben. Die letzten zwei Jahre seien also zwei gute Jahre für die Spargel- und Erdbeerbranche gewesen.
Ängste verändern Kaufverhalten
Doch seit Ende Februar 2022 habe sich das geändert: Der Krieg in der Ukraine verursache bei den Verbraucher*innen Kriegsangst, Verunsicherung, Zurückhaltung und Zukunftsängste. Das beeinflusse das Kaufverhalten, die Deutschen würden sich weniger gönnen. Sie kaufen zum Beispiel kein Gemüse, das nicht als "unbedingt notwendig" angesehen wird. Spargel ist da für viele offenbar verzichtbar.
"Der Krieg in der Ukraine verursacht bei den Verbrauchern Verunsicherung und Zurückhaltung. Und – so ist der Deutsche gestrickt – er spart es sich am Mund ab."
Diese Problematik betrifft aber laut Eickhorst nicht nur den Spargel. Auch anderes Obst und Gemüse leidet darunter. Was stattdessen viel gekauft wird, sind Grundnahrungsmittel, Konserven und Tiefkühlprodukte.
Das Problem ist nicht nur regional, sondern deutschlandweit zu beobachten. Einige Anbauflächen für Spargel sind deshalb sogar schon ganz aus der Produktion genommen worden – und das, obwohl die Spargelsaison noch bis zum 24. Juni geht.
Günstige Spargel aus dem Ausland im Supermarkt
Für die Spargelbauern, die ihre Ernte direkt verkaufen, laufe das Jahr 2022 noch zufriedenstellend – bei denen, die ihren Spargel an den Lebensmittel-Einzelhandel weitergeben, allerdings nicht, sagt die Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer.
Laut Fred Eickhorst setzen die Supermärkte nicht vorrangig auf deutschen Spargel, sondern auf Produkte aus dem Ausland, etwa auf spanischen Grünspargel. Wenn ein Kilo aber für unter vier Euro angeboten werde, blieben die deutschen Betriebe auf der Strecke.
"Der Handel hat ausländischen Spargel vom ersten Tag an massivst beworben. Ein Kilo für unter vier Euro – dafür können unsere Betriebe nicht produzieren."
Die Spargelernte ist immer noch Handarbeit, höhere Preise für gute Qualität sind also durchaus gerechtfertigt.
Spargelpreise im Keller
Doch die Spargelpreise sind gerade im Keller: Laut der Bonner Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) lag der Durchschnittspreis für weißen Spargel aus deutschem Anbau letzte Woche bei 7,06 Euro pro Kilo – 12 Prozent unter dem Durchschnittspreis der entsprechenden Woche in 2021.
Am Anfang der Saison habe der Spargelpreis noch etwas höher gelegen, sagt Fred Eickhorst. Weil ja zum Beispiel auch die Kosten für Energie gestiegen sind. Weil die Nachfrage inzwischen aber so krass gesunken ist, sind die Preise massiv gedrückt worden.