Die Spargelbauern sind die ersten, die durch die Corona-bedingten Grenzschließungen den größten Teil ihrer Erntehelfer aus dem Ausland verlieren. Als Ersatz sollen Studierende bei der Ernte helfen. Für die Spargelernte wird das wohl nicht funktionieren.
Der Landwirt Hubertus von Groote besitzt den Beller Hof in Köln. Normalerweise arbeiten hier 50 Erntehelfer, die meisten kommen aus Polen oder Rumänien. Derzeit hat er nur 16 von ihnen zur Verfügung, die bis Ende Juni ein Spargelfeld von 25 Hektar bearbeiten sollen.
Auch, wenn sie insgesamt 115 Tage lang sechs Tage die Woche und acht Stunden am Tag arbeiten, werden sie es auf keinen Fall alleine schaffen.
Für den Landwirt ist das frustrierend. Er wird weder seinen gesamten Spargel, in den er bereits investiert hat, ernten, noch ihn verkaufen können. So wird ein großer Teil seines Jahresumsatzes ausbleiben.
"Das Geld steckt jetzt im Boden. Und zwar das Geld, was wir schon ausgegeben haben, und das würden wir uns jetzt zurückholen, über die Ernten und den Verkauf. Und das findet ja dann nicht statt, wenn wir nicht ernten können."
Die Bundesregierung hat deshalb den Vorschlag gebracht, dass die insgesamt 300.000 fehlenden Erntehelfer teilweise durch Studierende ersetzt werden sollen.
Die Spargelernte erfordert Routine und Präzision
Diesen Vorschlag lehnt Hubertus von Groote ab: Einen Spargel zu ernten, müsse lange erlernt und geübt sein. Ein falscher Stich und die Ernte sei zerstört.
"Dieses Spargelstechen hat ne gewisse Routine nötig, damit man das überhaupt körperlich schafft und der Pflanze nicht schadet."
Auf Dauer könne das zum Bankrott eines Bauern führen, sagt Hubertus von Groote. Eine Spargelpflanze sei auf sechs bis acht Jahre angelegt und kalkuliert. Wenn ein ungeübter Erntehelfer mit dem Stechmesser die Wurzelkrone verletzte, sei nicht nur die Arbeit eines Jahres, sondern die von acht Jahren kaputt.
Körperliche Belastung wird unterschätzt
Hubertus von Groote nennt die Arbeit in den zwei oder drei Monaten der Erntezeit eine "Marathonarbeit". Seine Helfer aus dem Ausland würden wissen, auf was sie sich einließen. Sie seien es gewohnt, bei jedem Wetter Leistung abzuliefern.
"Die Leute, die aus dem Ausland kommen, wissen, auf was sie sich einlassen. Sie richten sich darauf ein und bringen diese Leistung bei Sonne, bei Hitze, bei Regen, bei Wind und bei Kälte."
Trotzdem hat sich Hubertus von Groote über die mehreren hundert Studierenden gefreut, die sich an seinem Hof beworben haben. Wenn es sich anbietet, kann er diese in seinem Hofladen oder bei leichteren Arbeiten wie der Erdbeerernte einsetzen.
Sein größtes Problem sei, dass viele der Bewerber wieder aussteigen würden, wenn sie hörten, dass sie den Mindestlohn von 9,35 Euro erhalten.
"Das größte Problem: Der Mindestlohn steht im Moment bei 9,35€. Diesen Lohn garantiere ich jedem in der Stunde, wenn er kommt. Und jetzt endet das Interesse schlagartig bei den meisten."
Es scheint also nicht ganz einfach zu sein, Studierende zu Erntehelfern zu machen. Und es gibt noch ein ganz anderes Problem: Es ist immer noch nicht geklärt, ob das Sommersemester nicht doch noch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden wird und die Studierenden wieder an die Unis und Fachhochschulen zurück müssen.
Bei der Ernte muss Hubertus von Groote so wie alle anderen Bauern gerade in dieser Zeit auf eine hundertprozentige Zusage verlassen.